Gehört Religion nicht in die Gemeinde?

Mit der Frage, ob Religionsunterricht in der Schule unterrichtet werden soll oder nicht doch eher in die Kirchengemeinde gehört, hängen oft auch Fragen nach der Beheimatung des Fragestellers in einer Gemeinschaft von Glaubenden zusammen. Auch werden manchmal Religionsunterricht und Katechese, Schule und Gemeinde als Gegensätze betrachtet.

Der Religionsunterricht hat die Aufgabe, Christentum zu reflektieren und Glauben zu ermöglichen. Es ist legitim und auch didaktisch sinnvoll, wenn Religionslehrerinnen und Religionslehrer ihren Glauben persönlich einbringen, ohne ihn anderen aufzudrängen. Im Rahmen der öffentlichen Schule hilft der konfessionelle Religionsunterricht so zum Finden des eigenen Lebenswegs. Er vermittelt in diesem Sinn religiöse Kompetenz als Fähigkeit, sich im „Dschungel des Lebens“ orientieren zu können.

Religionsunterricht an der öffentlichen Schule hat aber auch die politische Bedeutung, die jungen Menschen in einer Gesellschaft religiös sprach- und argumentationsfähig zu machen. Der schulische Religionsunterricht vermittelt individuelle Entscheidungs- und Orientierungskompetenzen; gerade deshalb hat er auch an der Schule als Ort ganzheitlicher Erziehung und Bildung seinen legitimen Ort.

Glaubensbereitschaft keine Voraussetzung für schulischen Religionsunterricht

Obwohl Katechese nicht als Gegensatz zu Sprach- und Argumentationsfähigkeit begriffen werden sollte, herrscht im gemeindlichen Zusammenhang eher der Aspekt der Hinführung zur Zugehörigkeit vor. Es geht um ein Einüben in die Gemeinschaft der Christen, auch und gerade im praktischen Sinn. Insoweit ist die Voraussetzung der Glaubensbereitschaft auch heute eine sinnvolle Unterscheidung zwischen katechetischen und religionspädagogischen Kontexten im weiteren Sinn:
Katechese in der Gemeinde setzt Glaubensbereitschaft voraus, schulischer Religionsunterricht nicht!

Beide Handlungsfelder werden gebraucht und ergänzen sich  als je eigene Orte für die Orientierung und das Hineinwachsen in den Glauben.
Beide Handlungsfelder können für junge Menschen einen enormen Wert entfalten: Katechese in der Gemeinde als Hinführung zur Gemeinschaft der Christen, schulischer Religionsunterricht als Einführung in das Christentum unter dem Anspruch schulischen Lernens und individueller Lernwege.

Kontakt

Erzbischöfliches Ordinariat Berlin
Teilbereich Religionsunterricht / -pädagogik
Leitung
Mathias Bröckl
Schulrat i.k.A.
Ahornallee 33
14050 Berlin
Tel.: (030) 204 54 83-32
E-Mail: Religionsunterricht(ät)erzbistumberlin.de

Mathias Bröckl

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