Bischof Dr. Markus Dröge

Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Grußwort beim Requiem für Georg Kardinal Sterzinsky am 9. Juli 2011

Liebe Trauergemeinde, liebe Schwestern und Brüder,

mit großem Dank und Respekt schauen wir auf das Leben von Georg Kardinal Sterzinsky, auf seinen Dienst an den Menschen, getragen im Glauben an unseren Herrn Jesus Christus. Mit seinem Vorsitz im Ökumenischen Rat Berlin-Brandenburg von 1997 bis 2003 hat er die Bedeutung der Ökumene gezeigt, gerade in einer Stadt wie Berlin, in der es keineswegs selbstverständlich ist, sich zu Gott öffentlich zu bekennen. Die ökumenische Gemeinschaft lag ihm am Herzen, nicht nur zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Er nahm auch die Partnerschaft mit den Freikirchen, den orthodoxen Kirchen, Kirchen vielfältiger Konfession und Sprache in den Blick.

In der gemeinsamen Eröffnung der Nacht der offenen Kirchen ist er viele Jahre mit seinen christlichen Schwestern und Brüdern sichtbar in einer Prozession durch die Stadt gezogen. Mit seinem beharrlichen Eintreten für den Schutz des Sonntags als Ruhe- und Feiertag hat er gezeigt, dass man nicht Gott und dem Mammon zugleich dienen kann. Auch in der immer wieder aktuellen Diskussion um die Finanzierung freier Schulen, wie etwa im Jahr 2001 mit dem Land Berlin, hat Kardinal Sterzinsky unzweideutig vermittelt, welcher Freiheits- und Bildungsanspruch in den freien Schulen verwirklicht ist. Natürlich hat er sich auch für den Religionsunterricht als gleichberechtigtes Unterrichtsfach eingesetzt.

In besonderer Erinnerung ist sein Engagement für den ersten Ökumenischen Kirchentag, zu dem beide großen Kirchen 2003 nach Berlin eingeladen haben. Das Verbindende zu suchen, gemeinsam den Glauben zu feiern, das Unterscheidende zu erkennen, aber nicht zu Trennendem werden zu lassen, so habe ich ihn selbst erlebt und von ihm erzählen gehört. Seine schlesische Herkunft hat ihn nicht zu einem ausgesprochen temperamentvollen Gesprächspartner gemacht. Aber wenn es ihm darauf ankam, ist er mit fester Stimme für Jesus Christus und für seine römisch-katholische Kirche eingestanden. Und manches Lächeln war in seinem Mundwinkel zu sehen.

Georg Kardinal Sterzinsky war ein verlässlicher und vertrauensvoller Gesprächspartner für meinen Vorgänger Bischof Wolfgang Huber und für mich ebenso wie für unsere evangelische Kirche insgesamt. Ich bin traurig darüber, dass die gemeinsame Zeit unserer Bischofsämter nur kurz war. Ich habe in den letzen Jahren sein körperliches Ergehen wahrgenommen, oft auch seine Müdigkeit.

An seinem Todestag hat der Lehrtext der Herrenhuter Losungen aus dem Epheserbrief aufgerufen, Gott die Ehre zu geben. Mit diesen Worten befehlen wir Georg Kardinal Sterzinsky unserem treuen Gott an: „Dem, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Jesus Christus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit!“ (Epheser 3,20-21).