Unter der politischen Spaltung

Der letzte gesamtdeutsche Katholikentag vor dem Mauerbau von 1961 fand vor dem Hintergrund zunehmender politischer Spannungen statt. Die Katholiken in der DDR und in Ost-Berlin sahen sich immer neuen Schikanen ausgesetzt. Das verfassungsmäßig noch garantierte Recht auf Religionsunterricht in den Schulen wurde weiter eingeschränkt. Im Frühjahr 1958 wurde das katholische Kinderheim in Stralsund durch DDR-Behörden zwangsgeräumt. Im Sommer erfolgte die Verhaftung von Katholiken aus Rathenow und Jesuiten aus Ost-Berlin unter dem Vorwurf der „Spionage“.

Kardinal Julius Döpfner (1913-1976), 1957-1961 Bischof von Berlin. Seit Mai 1958 verwehrten die DDR-Behörden dem in West-Berlin residierenden Bischof jeden Besuch der Gemeinden in Brandenburg und Vorpommern. Darüber heißt es in der Pfarrchronik von Anklam unter dem 6. Mai 1958: „Bischof Döpfner ... war zur Firmung in Heringsdorf gewesen und verweilte anläßlich seiner Durchfahrt nach Strasburg eine halbe Stunde im Pfarrhaus Anklam. Da erschienen Beamte der Kriminalpolizei mit dem Bescheid: ‚Der Döpfner darf zwar durch Anklam fahren, aber keinen Besuch im Pfarrhaus machen. Innerhalb von 24 Stunden muß er das Gebiet der DDR verlassen.‘“

Kardinal Alfred Bengsch (1921-1979). Im August 1961, während das SED-Regime in Berlin mit dem Bau der Mauer begann, wurde der junge Berliner Weihbischof zum Bischof von Berlin ernannt. Bis zu seinem Tod im Dezember 1979 blieb er bemüht, den Katholiken des Bistums Berlin, die in der geteilten Stadt und in den Gemeinden Brandenburgs und Vorpommerns unter so unterschiedlichen politischen Bedingungen zu leben hatten, das einigende Fundament der Kirche zu erhalten.

Jugendweihe in der DDR. - Die Erziehung der Jugend zu „kommunistischen Persönlichkeiten“ gehörte zur Programmatik der SED. An die Tradition der atheistischen Freidenkerbewegung anknüpfend, propagierte sie ab 1954 die Jugendweihe als sozialistischen Ersatzritus mit dem Ziel, möglichst alle 14jährigen dafür zu gewinnen. Bei Verweigerung drohten Nachteile für Oberschulbesuch, Studium und Berufsausbildung. Proteste der Kirchen blieben erfolglos.

Regelmäßig versammelten sich zahlreiche katholische Jugendliche aus dem Ostteil des Bistums zu den vierteljährlichen Stadtjugendmessen in der Kathedrale und zur alljährlichen Wallfahrt zur Madonna von Alt-Buchhorst, dem östlich von Berlin gelegenen katholischen Jugendhaus.

(Arbeitsstelle für Zeitgeschichte, Ursula Pruß)