Wort zum 1. Fastensonntag, 9. März 2014

Mut ist, zu geben, wenn alle nehmen

In diesem Jahr findet sie in Berlin statt: die große Eröffnungsfeier der Fastenaktion Misereor. Die Fastenaktion geht an die Ursachen des weltweiten Hungers, befasst sich aber auch mit der Frage, wie unser Lebensstil mit den Lebensbedingungen der Menschen in den Ländern des Südens zusammenhängt.

Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich. Auch wenn man viel diskutieren kann, was mit dem Zusatz "arm vor Gott" gemeint sein könnte, die Botschaft Jesu ist eindeutig: für Gott haben die Armen einen hohen Stellenwert. Man hat den Eindruck, als hätte er sie besonders in sein Herz geschlossen. 

Das Thema Armut wirft viele Fragen auf. Welche Formen der Armut nehme ich wahr? Wie gehe ich mit dieser wahrgenommenen Armut um? Und das kann sehr existentielle werden: bin ich bereit, einen spürbaren Teil von dem, was ich habe, abzugeben und damit ärmer zu werden?

Mut ist, zu geben, wenn alle nehmen

… so lautet das Leitwort der diesjährigen Fastenaktion. Warum erfordert dies Mut? Mit den Fragen tauchen sofort die vielen Einwände auf: Ich muss doch auch an meine Familie denken, an meine Altersversorgung. Und was bewirkt meine Spende angesichts der großen Armut in der Welt? Müssten da nicht andere aktiv werden und für eine gerechtere Verteilung der Güter sorgen?  - Also bleibt alles so wie bisher.

Mut ist, zu geben, wenn alle anderen nehmen. Mit meinem Entschluss, etwas zu geben, verändere ich etwas in der Reihenfolge der Dinge, die mir persönlich wichtig sind.   Die Sorgen um mein Geld nehme ich von den ersten Plätzen weg. Dafür kommen Menschen in den Blick: die ganz in meiner Nähe leben, aber über die Medien auch solche, die in anderen Ländern unter menschenunwürdigen Zuständen leben müssen.

Veränderungen brauchen Mut. Frauen und Männer, die sich anderen zugewandt haben, können davon viel erzählen. Aber sie erzählen auch von einer großen inneren Freiheit, die sie dadurch in ihrem Leben gefunden haben, und von viel Freude.

Prälat Stefan Dybowski

Bischofsvikar