Wort zum 2. Fastensonntag, 16. März 2014

Einen Raum und einen Namen

Ein Kind fällt beim Rollschaulaufen hin und schlägt sich das Knie auf. Weinend läuft es zu seiner Mutter. Diese nimmt ihr Kind in den Arm und tröstet es: „Das wird wieder heil!“  Und nach wenigen Minuten hören die Tränen auf, und ein Lächeln erscheint.

Doch was ist, wenn es nicht mehr heil wird?

Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.

Am kommenden Samstag findet in der St. Hedwigs-Kathedrale wieder eine Andacht für Trauernde statt. Was tun die Veranstalter, um Trauernde zu trösten? Auf der Einladung las ich: Seelsorgerinnen und Seelsorger sind anwesend.

Ihre Anwesenheit bildet einen Raum, in dem die Trauer erst einmal ihre Daseinsberechtigung haben darf. Sie braucht nicht versteckt zu werden, wird nicht weggeredet, sie darf erst einmal so da sein, wie sie ist. 

Ich denke übrigens nicht nur an die Trauer beim Verlust eines lieben Menschen; es gibt so viele andere Dinge, die verloren gehen können: die Heimat, meine Selbständigkeit, eine Freundschaft, Hoffnungen. Wir sprechen zur Zeit viel über Seelsorgeräume. Finden die Menschen bei uns in der Kirche für sich einen Raum, wenn ihnen etwas verloren gegangen ist?

Doch neben dem Raum zum Trauern hatte das alte Volk Israel noch eine andere Verheißung. „Seht, die Jungfrau wird einen Sohn gebären, und sein Name wird sein Immanuel, das heißt: Gott ist mit uns.“ Das war die Botschaft der Propheten, und dies ist auch die Botschaft des Evangeliums: ein Gott, der sich auf uns Menschen einlässt und mit uns geht. Wer sich auf Gottes Wort eingelassen hat, konnte spüren, dass sein Leben einen neuen Sinn erfahren hat. Diesen Namen möchte ich gern jedem weitersagen, besonders denen, die traurig sind.

Prälat Stefan Dybowski

Bischofsvikar