Wort zum Palmsonntag, 13. April 2014

Einen teurer Preis

Eine Belohnung – das hört sich immer gut an. Und die hier versprochene Belohnung ist wahrhaft groß. Aber der Preis, den man dafür bezahlen muss, ist nicht minder hoch:

Selig, die um der Gerechtigkeit verfolgt werden, denn ihnen gehört das Himmelreich.

Mir stellen sich viele Fragen: Kann ich einen leidenden oder verfolgten Menschen mit diesem Satz trösten? Und muss ich unbedingt den Weg des Leidens gehen, Verfolgungen und Angst ertragen, um das Himmelreich zu erlangen? Ist der Preis nicht sehr hoch?

Mit einer Frage beginnt auch ein altes Passionslied: Herzliebster Jesu, was hast Du verbrochen? (im neuen Gotteslob Nr. 290). Es ist übrigens selten, dass ein Lied im Gotteslob mit einer Frage beginnt. Ist die Frage ernst gemeint?

Der Betrachter beginnt, sein Wissen über diesen Jesus zusammenzutragen. Ihm fällt Matthäus ein, den Jesus am Zoll angesprochen hat; dann die Frau, deren besessene Tochter er geheilt hat; die Hochzeit, wo er dem Bräutigam aus der Patsche geholfen hat ... ach, er war einfach gut. Aber warum ist der dann verurteilt worden? Das war doch ungerecht!

Wenn die Schuld für seine Verurteilung nicht bei ihm liegt, wo muss ich dann die Ursache für sein Leiden suchen? Der ehrliche Betrachter fängt an, den Blick auf sich selbst zu richten: Bin ich die Ursache für sein Leiden, meine Ungerechtigkeit, meine Fehler und Sünden?

Das Lied schließt mit einer ganz kurzen, aber hoffnungsvollen Theologie: Die Schuld bezahlt der Herre, der Gerechte, für seine Knechte. Er hat den Preis bezahlt für unsere Belohnung, für den Himmel.

Selig, die um der Gerechtigkeit verfolgt werden – ja, das ist schon ein teurer Preis.

Übrigens wer weiß, ob mein Glaube an Jesus Christus mich einmal in eine solche Situation bringen kann, in der ich selbst Nachteile und Ungerechtigkeiten erleiden muss. Dann kann mir die Geschichte von der Passion viel Mut machen: dass einer bereits den Preis dafür bezahlt hat, dass ich das Himmelreich erlangen kann. Ein durchaus beglückendes Wissen.

 

Ihr Stefan Dybowski

Bischofsvikar