Wort zum Sonntag, 4. Advent

Wie war Josef?

Fragen Sie doch mal Ihre Bekannten oder Kollegen, wie sie sich den Heiligen Josef vorstellen. „Vielleicht nicht mehr so ganz jung,“ sagen viele, „sicher sehr fleißig und vor allem schweigsam ...“.  Jeder kennt ihn, aber so richtig attraktiv scheint er nicht zu sein – zumindest nicht für die jüngere Generation.

Warum wird Josef eigentlich so dargestellt? Aus der Tatsache, dass er Verantwortung für die junge Familie übernommen hat, muss man noch nicht gleich schließen, dass er so viele Jahre älter als seine Verlobte Maria gewesen ist. Und wenn in der Bibel kein Wort von ihm überliefert ist, heißt das noch lange nicht, dass er schweigsam gewesen ist.

Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich (Mt 1,24).

Diese kurze Notiz aus dem Sonntagsevangelium des 4. Advent charakterisiert den Josef ganz anders: er ist erst einmal einer, der zuhören kann. Doch Josef belässt es nicht beim Zuhören, sondern setzt das, was er hört, dann auch in die Tat um.

Josef hat auf Gottes Wort gehört und seine Verlobte Maria zu sich genommen.  Damit hat er seine Geschichte mit Maria fortgeschrieben. Es ist eine Geschichte zweier Menschen, die einmal als Liebesgeschichte begonnen hat.

Häufig beginnen Liebesgeschichten mit großartigen Worten: "Ich liebe Dich". Ob Josef Maria dies auch gesagt hat? Was mag Josef aber gedacht und gefühlt haben, als er erfuhr, dass seine Frau ein Kind erwartete, das nicht von ihm war? Was er gefühlt hat, wird sein Geheimnis bleiben (und darf es auch). Aber was er getan hat, sagt die Bibel ganz klar: er nahm Maria zu sich.  Damit schreibt Josef diese Geschichte weiter, in der die Liebe stärker ist als Enttäuschung und Nichtverstehen können.

Solche Geschichten sind oft der Raum, in denen Gott in diese Welt kommen möchte.

Wenn ich Josef beschreiben würde: ich würde ihn als großartigen Liebhaber bezeichnen, und mutig dazu.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten 4. Advent,

Ihr Stefan Dybowski

Bischofsvikar