Gesellschaft muss Verantwortung für Pflege übernehmenErzbischof und Caritasdirektorin machten Pflegepraktikum im Altenheim

Fotos: Walter Wetzler

Am heutigen Tag absolvierten Erzbischof Heiner Koch und Caritasdirektorin Ulrike Kostka ein Pflegepraktikum im Caritas-Seniorenzentrum St. Konrad in Berlin-Oberschöneweide. Angeleitet von Pflegefachkräften begleiteten Koch und Kostka den Alltag in der Altenpflegeeinrichtung. Im Austausch mit Pflegekräften, Auszubildenden und Bewohner informierten sie sich über Erfahrungen und Heraus-forderungen in der Pflegepraxis.

Koch und Kostka zeigten sich sehr beeindruckt von der Arbeit der Pflegekräfte. „Die Pflege braucht eine viel höhere gesellschaftliche Priorität und Anerkennung. Was Pflegekräfte jeden Tag leisten, ist ein wertvoller und unverzichtbarer Dienst am Menschen. Pflegekräfte brauchen mehr Zeit für ihre eigentliche Aufgabe, das Pflegen und Betreuen von alten und kranken Menschen“, erklärt Erzbischof Koch nach seinem Kurzpraktikum. „Existentielle Lebensrisiken wie Pflegebedürftigkeit und Demenz müssen gesamtgesellschaftlich abgesichert werden. Die ganze Gesellschaft muss in die Finanzierung der Pflegekosten einbezogen werden. Kostensteigerungen dürfen nicht allein an Pflegebedürftigen und Angehörigen hängen bleiben. Die Menschen, die heute alt sind, haben unser Land aufgebaut. Dass sie und ihre Angehören nun unter Umständen ihr ganzes Erspartes für ihre Pflege ausgeben müssen, finde ich nicht gerecht“, so Koch.

„Wir unterstützen ausdrücklich die Forderung von Pflegesenatorin Dilek Kolat, die Ausbildungszahlen in der Altenpflege in Berlin zu verdoppeln. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen vorhandene Pflegehilfskräfte dabei unterstützt werden, eine Altenpflegeausbildung zu machen“, so Ulrike Kostka. „Ein großes Potential besteht bei den vielen engagierten Pflegehilfskräften. Deshalb schlagen wir ein Pflegestipendium in Höhe von monatlich 500.- Euro vor, das zur Hälfte der Arbeitgeber und zur Hälfte das Land zahlen sollte. Zusammen mit der Ausbildungsvergütung könnten sie so ihren Lebensunterhalt während der Ausbildungszeit bestreiten. Außerdem fordert Kostka: „Vorerfahrungen und bereits erworbene Fähigkeiten und Fertigkeiten müssen anerkannt werden. Dann kann die Pflegeausbildung bei Pflegehelferinnen deutlich verkürzt werden. Damit wären wir einen Riesenschritt weiter“.