Der Erzbischof von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky, bedauert die Entscheidung des Bundestages, den Stichtag für den Import von menschlichen embryonalen Stammzellen einmalig zu verschieben, sehr.
„Ich habe im Vorfeld mehrfach an die Mitglieder des Bundestages appelliert, alle damit verbundenen ethischen Fragen gründlich zu bedenken, um gewissenhaft zu entscheiden. Eine Forschung mit embryonalen Stammzellen, für deren Gewinnung menschliche Embryonen getötet werden, ist nicht zu tolerieren. Das war und ist Standpunkt der katholischen Kirche. Eine Verschiebung der geltenden Stichtagsregelung ist eine grundsätzliche Billigung der Tötung von Embryonen.
Die Stichtagsregelung für den Import embryonaler Stammzellen – sie sollte vor Leichtfertigkeit schützen – wird mit dieser „einmaligen“ Verschiebung wirkungslos: Wer auch nur eine Fristenlösung befürwortet, ebnet den Weg zur unbefristeten Freigabe. Denn: Jedes Aufweichen des Lebensschutzes führt zu Dammbrüchen im Bewusstsein einer Gesellschaft. Wenn man menschliche Embryonen töten darf, darf man auch abtreiben oder unheilbar Kranken die Todesspritze geben.“
Die bisherigen Forschungserfolge mit embryonalen Stammzellen sind sehr gering. Kardinal Sterzinsky fordert die Wissenschaftler deshalb auf, das Forschungsgewicht auf die Arbeit mit adulten Stammzellen zu verlagern. „Die Verwendung dieser Stammzellen eröffnet ein breites Spektrum für die Grundlagenforschung, die auf ethisch unbedenkliche Weise dem medizinischen Fortschritt dient. Ich plädiere daher für eine Umstrukturierung der europäischen und speziell der deutschen Forschungsförderung – im Sinne des Schutzes menschlichen Lebens.“