Anpfiff für ein neues „Sommermärchen“

Endlich hat sie begonnen - die Fußball-Europameisterschaft. Ich bin gespannt, ob es ein neues „Sommermärchen“ wird. Ich freue mich auf die Spiele und werde mitfiebern mit unsrer Mannschaft.

Die Begeisterung für den Sport ist ja nicht neu: Schon der Apostel Paulus schrieb den Christen in Korinth: „Wisst ihr nicht, dass auf der Rennbahn zwar alle laufen, aber nur einer den Preis gewinnen kann?“ (1Kor 9,24) Ich vermute, Paulus hat einen Leichtathletik-Wettkampf besucht und unter dem Eindruck der Rennen diese Metapher für ein engagiertes christliches Leben gewählt. 

Inzwischen hat sich der Sport für manche selbst zu einer Art Religion entwickelt. Fußballfans verhalten sich ja manchmal wie Gläubige: Sie pilgern zum „heiligen Rasen“, stärken ihr „Wir“-Gefühl mit Sprechchören und Fahnenschwenken. Und wenn die eigene Mannschaft gewonnen hat, fühlen sie sich mit Gnade reich gesegnet.

Natürlich ist der Fußball keine Religion. Doch er hat vieles, was die Gesellschaft, was Europa dringend braucht: Die Spiele begeistern, sie führen zusammen, sie entwickeln Völker verbindende Kräfte. Teamgeist und Fairness werden geweckt. Und auch das Verlieren will gelernt sein, weil eben nur einer gewinnen kann. Es ist ja ein Spiel.

Klar ist auch: Beim Sport geht es ums Geld, und wo es um sehr viel Geld geht, sind Korruption und Maßlosigkeit nicht weit. Dessen sollten sich die Verantwortlichen sehr bewusst sein und Sorge tragen für einen positiven Effekt der Europameisterschaft und ihrer millionenschweren Investitionen.   

Der Fußball verändert nicht die Welt. Aber er kann ein Trainingsplatz für das gesellschaftliche Zusammenspiel sein. In diesem Sinne hoffe ich auf ein Fest der Verständigung, der Solidarität und der Freundschaft. Damit Europa auf spielerische Weise zusammenwächst.  

Ich wünsche Ihnen, liebe Hörerin, lieber Hörer, Freude an gutem Fußball, und sollte Ihr Favorit unterliegen, denken Sie an Paulus: Nehmen Sie`s sportlich!