Jedes Haus hat ein Dach. Manche sind gerade, manche schräg, manche spitz. Doch egal wie ein Dach auch aussehen mag, es muss eine Bedingung erfüllen: es muss das Haus und die Menschen, die in ihm leben, schützen. Und wir alle wissen, wie gut es doch ist, ein Dach über dem Kopf zu haben. Ein Obdach.
Die ersten Christen zogen sich nach den Ostertagen, an denen ihr Anführer Jesus zunächst gekreuzigt worden war und dann von den Toten auferstand, voller Sorgen zurück in ihre Häuser. Sie blieben beieinander und gaben sich gegenseitig Schutz und Obdach.
Zu Pfingsten, das wir als Christen morgen zwei Tage lang feiern, wurden die Apostel erfüllt vom Geist Gottes, vom Heiligen Geist – so erzählt es die Bibel. Sie fassten neuen Mut und verließen den Kreis der Gleichgesinnten, ihre Komfortzone. Sie traten hinaus in die Gesellschaft und übernahmen Verantwortung. Pfingsten ist daher das Fest der offenen Türen, das Fest der Offenheit, das Fest der Solidarität.
Nach den Berichten der Bibel sprachen die Apostel plötzlich die vielen Sprachen ihrer Zeit. Sie konnten daher Kontakt aufnehmen mit Menschen, zu denen vorher keine Verbindung bestand.
Auch bei uns besteht oft kaum eine Verbindung zwischen denen, die eine gesicherte Existenz, ein Obdach, haben und denen, denen all dies fehlt. Die obdachlos sind, die kein festes Zuhause haben, kein Heimkehren kennen. Sie sind Wind und Wetter ausgeliefert, suchen Schutz in Häusereingängen oder unter zugigen Brücken.
Ich danke allen, die sich für Menschen ohne Obdach einsetzen, allen, die sich nicht wegdrehen, wenn sie Obdachlosen begegnen – allen, die ihnen in die Augen schauen und sie freundlich ansprechen oder sich ansprechen lassen.
Um besser helfen zu können, um Bedürfnisse zu erkennen und dann die Angebote entsprechend anzupassen, benötigt unsere Gesellschaft einen guten Überblick über das Problem. Bei einer ersten Zählung im Januar 2020 wurden 1.976 Menschen obdachlos angetroffen. Möglicherweise betrifft es jedoch weit mehr unserer Mitmenschen. In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2022 wird es daher erneut eine Zählung und eine Befragung von obdachlosen Menschen in Berlin geben.
Hierfür werden wieder viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer benötigt. Ich möchte Sie deshalb bitten: Machen Sie mit, verlassen auch Sie für einen Abend ihre persönliche Komfortzone! Es ist Pfingsten, es ist die Zeit der Solidarität.
Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie unter www.zeitdersolidaritaet.de
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Pfingstfest.