Im Urlaub Danke sagen

Gerade auf die Sommerferien freue ich mich jedes Jahr, nicht nur wegen des zu erwartenden schönen Sommerwetters oder der mit den Ferien meistens verbundenen Urlaubsreise, sondern auch weil die Wochen vorher gewöhnlich überaus anstrengend sind: festliche Gottesdienste in den Pfarreien, die im Sommer etwa ein Jubiläum feiern, zahlreiche Firmungen, die noch vor den Sommerferien so vielen jungen Menschen gespendet werden, die Sitzungen, die noch einmal in zeitlich dichter Folge vor der Sommerpause abgehalten werden.

All das war in diesem Corona-Jahr nicht der Fall. Viele Großveranstaltungen sind abgesagt worden und Gottesdienste mit hohen Besucherzahlen in den Herbst verschoben. Und trotzdem fühle ich mich irgendwie erschöpft. Die ungewohnte Kommunikation über die Online-Kanäle ohne echten persönlichen Kontakt, die hohe Zahl an Video-Botschaften, Mails und Telefonaten, die ich erhalte und auf die ich eingehen will. Ich freue mich deshalb vielleicht noch mehr als in den früheren Jahren auf die Sommerferien.
Vor allem aber bin ich dankbar, vieles in diesen Ferien wieder erleben zu dürfen, von dem ich fürchtete, es in diesem Jahr nicht mehr erleben zu können: die wunderbare Landschaft der Alpen, die Muße, in Ruhe ein Buch zu lesen, das ich nicht lesen müsste, die Freude, ohne Wecker einzuschlafen und wieder aufzuwachen, die von der regionalen Küche geprägten Mahlzeiten … Ich ahne, dass meine Urlaubszeit dieses Mal mehr als in früheren Jahren vom Wort „ Danke“ geprägt sein wird.

Ich kann für vieles dankbar sein, was ich oft schnell als selbstverständlich verbuche und was doch nicht selbstverständlich ist. Ich habe einmal einen Tag lang ein Blatt mit mir geführt, auf dem ich hintereinander aufgeschrieben habe, wofür ich in den Augenblicken dieses Tages dankbar sein durfte. Die beiden großen Din-A4-Seiten waren schnell gefüllt, da war der Mittag noch nicht erreicht. Für uns als Katholiken steht in der Mitte unseres Glaubens die Heilige Messe, die Feier der Eucharistie, was nichts anderes heißt als Feier der Danksagung. Für uns Christen ist das Wort „Danke“ das zentrale Wort unseres Lebens den Menschen und gerade auch Gott gegenüber.

Vielleicht tut es auch unserer Seele selbst wieder einmal sehr gut, wenn wir neu anfangen, dankbar zu leben, Dank zu sagen und Zeichen des Dankes zu schenken. Es wäre nicht die kleinste Lehre aus der Corona-Pandemie, wieder dankbarer unser Leben zu führen.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.