Am 23. Juni jährt sich ein besonderes Ereignis. Der Berliner Pfarrer und Dompropst Bernhard Lichtenberg wurde vor 25 Jahren in Berlin von Papst Johannes Paul II selig gesprochen. Bernhard Lichtenberg ist für mich bis heute ein leuchtendes Beispiel für das, wofür sich unsere Kirche einsetzen sollte – für Menschen, denen Unrecht widerfährt, die benachteiligt und verstoßen werden. Bernhard Lichtenberg steht auch stellvertretend für die vielen Priester und Laien, die Zeugnis für ihren Glauben gegeben haben, verfolgten Jüdinnen und Juden zur Flucht verholfen, sie versteckt haben oder für sie eingetreten sind. Lichtenberg war sicherlich der bekannteste und entschiedenste in unserem Bistum. Er war in Berlin bis 1941 unermüdlich und unerschrocken in Seelsorge und Caritas tätig. Er kritisierte im Dritten Reich öffentlich den Umgang mit Juden und Menschen mit Behinderungen und engagierte sich politisch. Als am 9. November 1938 in Deutschland die jüdischen Gotteshäuser angezündet wurden, bestieg der Dompropst die Kanzel der Sankt-Hedwigs-Kathedrale und wies auf das große Unrecht hin. Von da an betete der Geistliche täglich für die Juden und andere Opfer des NS-Regimes bis er schließlich von der Gestapo festgenommen wurde. „Handelt auch in diesen unchristlichen Zeiten nach dem strengen Gebot Jesu Christi: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ – das war seine Haltung und seine tiefste Überzeugung. Lichtenberg wurde drangsaliert, gefangen genommen, verhört und misshandelt. Er wurde schließlich ins Gefängnis geworfen. Auch dort blieb er seinen Prinzipien treu – das Angebot der Entlassung mit der Auflage, nicht mehr zu predigen, lehnte er ab. Bernhard Lichtenberg bezahlte seinen Widerstand mit dem Leben. Nach zweijähriger Haft schwerkrank, starb er 1943 auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau. Erhebt Eure Stimme und setzt Euch mutig für andere ein. Seht nicht zu, wenn Menschen missachtet und schlecht behandelt werden – das sind Lichtenbergs Botschaften an uns alle. Sie sollten uns auch heute zu denken geben, wenn wir uns nicht trauen, Missstände anzusprechen. Bernhard Lichtenberg ist ein Vorbild für unbeugsamen Widerstand gegen eine menschenverachtende Ideologie. Damit dies auch weltweit wahrgenommen wird, treten wir für seine Heiligsprechung ein.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende und morgen einen gesegneten Sonntag.