Zum Welttag der Kranken am 11. Februar 2021

„Hat Jesus auch geweint?“– wurde ich einmal von Kindern gefragt. Zweimal ist  dies in der Heiligen Schrift ausdrücklich erwähnt: Einmal weinte er über die Stadt Jerusalem (Lk 19,41) und ein zweites Mal , als er den Schmerz der Angehörigen über den an einer Krankheit verstorbenen Lazarus erlebte. Jesus nimmt diese Trauer so mit, dass er im Innersten erregt und erschüttert wurde (Joh 11,33) und weinte (Joh 11,35).

Wir erleben Jesus, der sich seiner Gefühle nicht schämt. Die Trauernden rühren ihn an und er tut alles, um sie zu trösten. Es ist  folgerichtig, wenn Jesus seinen Jüngern an anderer Stelle als Auftrag mit auf den Weg gibt: „Macht Kranke gesund!“ (Mt 10,8). Seelisches und körperliches Leid soll nicht das letzte Wort haben in Gottes guter Schöpfung – und ist dennoch Teil unseres Lebens. Krankheit und Leid gehören zur Grunderfahrung des Menschen. Ich zögere zu sagen, dass Krankheiten einen Sinn haben, aber die Hoffnung auf die Heilung in der himmlischen Ewigkeit gebe ich nicht auf. 

Und ich bin zudem sicher, dass Krankheit und Leid für uns Menschen und gerade auch für uns Christen   einen besonderen Auftrag mitbringen : Wer heilt, wer Menschen in ihren Heilungsprozessen unterstützt und wer sie in unheilvollen Phasen ihres Lebens nicht allein lässt, der macht ihnen die Liebe Gottes gerade in ihrer schweren Lebenssituation erfahrbar, spürbar, anschaulich. So  üben Schwestern, Ärzte und Pflegende einen Liebesdienst aus, wenn sie mit den Kranken beistehen, wenn sie sich Zeit für sie nehmen  und wenn ihr berufliches und  fachliches  Engagement von einem hohen persönlichen Ethos getragen ist.

In der gegenwärtigen Corona-Zeit spüren wir, wie wichtig die Möglichkeiten der medizinisch-technischen Entwicklung sind, wie unverzichtbar ein gutes und effizientes Gesundheitssystem, wie unersetzbar  qualifiziertes pflegerisches, therapeutisches und    medizinisches Personal ist und welcher Segen Menschen sind mit einem großen Herzen für die Kranken und Leidenden. Ich sage dies mit einer großen Hochachtung und  tiefem Dank an alle Familienangehörigen und alle Ehrenamtlichen, die sich oft über lange Zeit mit Treue und Verlässlichkeit den Kranken und Sterbenden widmen.

Zugleich wird uns  vor Augen geführt, dass Leben und Gesundheit nicht allein in der menschlichen Verfügungsgewalt liegen. Es gehört zum christlichen Verständnis von Krankheit und Tod, auch die Begrenzungen des Menschen, seine Endlichkeit, in den Blick zu nehmen und sie in das Verständnis des menschlichen Lebens zu integrieren. 

Unsere menschlichen Grenzen werden gerade in Krankheit, Leid und Sterben oft bitter und manchmal unabwendbar leidvoll erfahren.

Dass Sie gerade in solchen Situationen die Nähe Gottes erahnen oder sogar lebendig erfahren, wünsche ich Ihnen nicht nur am Welttag der Kranken, am 11. Februar. Im  Gebet gerade für die Kranken bin ich mit Ihnen verbunden!