Nun sind sie schon vorbei, die sechs Tage WJT in Panama. Zeit also, eine Bilanz zu ziehen. Bevor es am Mittwoch in den Flieger zurück nach Deutschland geht, stehen heute und morgen (28./29.1.) aber noch verschiedene Aktivitäten auf dem Programm, u.a. Adveniatprojekte und ein Ausflug zum Strand. Mehr dazu in unserem nächsten Beitrag.
The Cage – Echte Löwen brauchen keinen Schlaf!
In meinem letzten Blogbeitrag gab ich Euch bereits einen kleinen Vorgeschmack auf die Unterkunft, in der ich mit sieben anderen Jungs untergebracht sein sollte. Die erste Nacht im Club de Leones würde wohl alleine Lesestoff für zwei Blogbeiträge bieten, deshalb nur soviel:
- Matratzen so hart wie Stahl
- Wer braucht schon Wände, Gitter sind viel cooler
- Hauptstraße nur wenige Meter entfernt mit durchschnittlich 20 Autos pro Minute (Anmerkung: Die Zählung wurde gegen Mitternacht durchgeführt!)
- Trucks und Müllabfuhrmaschinen mit der Lautstärke eines startenden Hubschraubers
- Kröten, Ameisen, Heuschrecken, Kakerlaken
Kurzum: Suboptimal. Ändert aber nichts daran, dass José sowie der gesamte Lions Club uns einen super Empfang (mit Geburtstagskuchen für Robert) bereiteten. Und schließlich auch vollstes Verständnis aufbrachten, als ich gemeinsam mit drei anderen “Löwen”, wie wir uns jetzt nennen, nach drei Nächten das Quartier wechselte. Die anderen vier aus unserem Rudel haben das Dschungelca… ähm den Käfig übrigens bereits nach der ersten Nacht verlassen.
Jetzt bin ich beim Voluntario Armando in einer ruhigen und schicken Wohngegend untergebracht. José wohnt nur wenige Häuser nebenan und kümmert sich auch weiterhin sehr herzlich und engagiert um uns. Wir haben nun quasi zwei Gastfamilien.
Der WJT beginnt
Am Dienstag (22.1.) ist es endlich soweit. An der Cinta Costera, der Küstenstraße mit traumhafter Skzyline direkt am Pazifik, eröffnet der Bischof von Panama, José Domingo Ulloa Mendieta, mit einem feierlichen Gottesdienst den Weltjugendtag. Das Veranstaltungsgelände ist riesig und sehr gut besucht. Die Freude der Menschen ist groß und die Stimmung beim anschließenden Bühnenprogramm ausgelassen. Ich bekam einen ersten Eindruck davon, wie sehr die Menschen in Panama und in anderen Ländern der Welt ihren Glauben zelebrieren und feiern.
Der Papst ist da
Den Vormittag des 23.1. verbringe ich im Collegium Beckmann, einer Schule in San Isidro, ganz in der Nähe unserer Gemeinde-Kirche. Hier nehme ich gemeinsam mit meiner Berliner Gruppe sowie hunderten anderen deutschen Pilgern an einer Katechese vom Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser teil. Das Thema: Berufung und die Zukunft der Kirche. Im Anschluss feiern wir alle gemeinsam Heilige Messe.
Am Nachmittag befinde ich mich im Zentrum von Panama-City, um die Ankunft von Papst Franziskus mitzuerleben. Es ist für mich, sowie wahrscheinlich für viele andere Pilger das erste Mal, dass ich/wir den Papst live zu Gesicht bekommen. Das Papstfieber ist grenzenlos und der Jubel euphorisch, als Papst Franziskus schließlich in seinem Papamobil vorbeifährt.
Der Papst hat eine besondere Aura, die auch ich in diesem Moment gespürt habe. Am meisten beeindruckt hat mich allerdings die Reaktion vieler Menschen, die sich anschließend minutenlang in den Armen lagen und weinten. Hier merkte ich, wie tief der christliche Glaube in Panama verankert ist und was für einen hohen Stellenwert der WJT für die Panamaer besitzt.
Weitere Katechesen und Papst-Willkommen
Auch am Donnerstag (24.1.) stand zunächst eine Katechese auf dem Programm, diesmal vom Weihbischof Dr. Udo Markus Bentz. Die Katechese beschäftigte sich mit dem Motto des WJTs (“Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast”).
Am Nachmittag fand das Papst-Willkommen auf der Cinta Costera statt. Hier machten sich leider einige Probleme bemerkbar, die dieser WJT trotz der herausragenden Stimmung mit sich trug: Falsche Informationen, die an die Gruppen herangetragen wurden, sorgten dafür, dass mehrere tausende Pilger trotz verschiedener Aufenthaltsareale nahezu die gleichen Eingänge nutzten. Die Folge: Gedränge und Gequetsche mit ständiger Gefahr einer ausbrechenden Massenpanik und einige Kreislaufkollapse aufgrund der knallenden Hitze.
Das Papst-Willkommen an sich war jedoch erneut eine stimmungsvolle und schöne Veranstaltung, bei der die jungen Pilger enthusiastisch Papst Franziskus bejubelten.
Am Freitag (25.1.) fand zunächst, wie auch an den zwei Tagen zuvor, eine Katechese statt. Es handelte sich diesmal aber um eine Katechese der etwas anderen Art (kein Vortrag, sondern interaktives Gespräch mit Gesprächspartner, bei der Glaubensfragen beantwortet werden sollen). Leitender Bischof war wie bei der ersten Katechese Rolf Steinhäuser.
Große Schere zwischen Arm und Reich
Nach den schlechten Erfahrungen beim Einlass am Tag zuvor und angesichts des anstehenden Pilgerwegs am Samstag zur Vigil nahm ich nicht am Kreuzweg teil, sondern entschloss mich, mit einigen anderen Berlinern Panama-City näher zu erkunden. Der extreme Unterschied zwischen Arm und Reich wurde mir hier noch klarer vor Augen geführt. Auf der einen Seite die atemberaubende Skyline mit eindrucksvollen Wolkenkratzern. Und auf der anderen Seite die Slums, in denen Familien auf engstem Raum zusammenleben und fließendes und vor allem sauberes Wasser nicht selbstverständlich sind.
Diese soziale Ungleichheit ist ein Thema, das die Menschen in Panama deshalb sehr beschäftigt. Umso gespannter war ich auf die Worte des Papstes am Wochenende, dem Höhepunkt des Weltjugendtages. Die Teilnehmer pilgerten zum Metro Park im Osten der Stadt, um dort die Vigil zu feiern, eine Nacht unter freiem Himmel zu verbringen und den Abschlussgottesdienst zu begehen. In unserem kommenden Blogbeitrag erfahrt Ihr, wie wir den Pilgerweg, die Vigil, die Nacht und den Abschlussgottesdienst erlebt haben. Außerdem berichten wir von den Adveniatprojekten zu den Themen Drogen und Aids.