Die letzte EtappeEndspurt zur Weihe von Ostdeutschlands größtem Kirchenneubau

Leipzig (KNA) Endspurt auf Deutschlands wohl meist beachteter Kirchen-Baustelle: Quasi bis zur letzten Minute sind die Arbeiter noch beschäftigt, um die katholische Propsteikirche am Martin-Luther-Ring im Leipziger Zentrum fertigzustellen. Über 1.500 Gläubige und Gäste erwartet die Sankt-Trinitatis-Gemeinde am 9. Mai zur Weihe von Ostdeutschlands größtem Kirchenneubau seit der Wiedervereinigung. Darunter sind der Botschafter des Papstes in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Die Weihe selbst obliegt dem Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heiner Koch.

Im trapezförmigen, 14 Meter hohen Kircheninnenraum stehen bereits die Bänke aus hellem Eichenfurnier, auf denen gut 600 Gottesdienstbesucher Platz finden können. Die sogenannten liturgischen Orte, der Altar und das Ambo genannte Lesepult, der Tabernakel für die Hostien, der Priestersitz, der Taufstein und das große Holzkreuz, das an der weiß getünchten Wand hinter dem Altar hängen soll, werden in diesen Tagen montiert.

Geschaffen hat die mit zahlreichen roten und goldenen Ornamenten versehenen Arbeiten der aus Kuba stammende Künstler Jorge Pardo, der jetzt in Los Angeles lebt. Im sonst eher kahlen Raum wirken sie geradezu verspielt. "Aber dadurch wird das Augenmerk auf eben diese wichtigen Orte der Kirche gelenkt", betont die Generaldirektorin der Chemnitzer Kunstsammlung, Ingrid Mössinger.

Die 41 Register starke Orgel der Firma Vleugels zieht vorerst wohl nur bedingt die Blicke auf sich. Bei der Kirchweihe schweigt sie still. Denn die baden-württembergischen Orgelbauer brauchen mindestens drei Monate ohne Baulärm und Staub, um das dreimanualige Instrument korrekt intonieren zu können. Daher ist die Orgelweihe erst für Ende September geplant.

Stumm bleiben auch die Glocken im 50 Meter hohen Kirchturm. Sie hatten unlängst für Schlagzeilen gesorgt, weil aufgrund von Statikproblemen nicht alle der vorgesehenen sechs Glocken wie geplant im Kirchturm aufgehängt werden können. Unklar ist, wer dafür die Verantwortung trägt. Probleme bereitete ausgerechnet die kleinste Glocke mit einer zu hohen Anschlagsfrequenz. Verzichten will die Gemeinde jedoch nicht auf sie. Ist es doch eben jene Glocke, die als einzige die Zerstörung der historischen Propsteikirche im Zweiten Weltkrieg überstand. Nun wird sie im Glockenturm nicht aufgehängt, sondern aufgestellt und mechanisch von außen angeschlagen.

Das Falken-Pärchen, das im Turm angesiedelt werden soll, wird es kaum stören. Es ist Teil des ökologischen Nachhaltigkeitskonzeptes, das bei dem Neubau groß geschrieben wird. So wird das Gebäude im Winter mit Erdwärme aus 140 Meter Tiefe beheizt und kann damit gleichzeitig im Sommer gekühlt werden. An der rückwärtigen Längsseite des Kirchturms und auf dem Dach des Gotteshauses sind großflächig Fotovoltaik-Anlagen eingelassen. Im Turm selbst befindet sich ein großes Regenwasserreservoir, das als Nutzwasser unter anderem für die Toilettenspülungen und die Bewässerung der Außenanlagen dient.

Ein weiteres Highlight des Neubaus kann möglicherweise bei der Kirchweihe ebenfalls noch nicht zur Geltung kommen: das einzige Kirchenfenster. Das 22 Meter lange und vom Boden aus drei Meter hohe Glas zur Innenstadt hin hat der junge Leipziger Künstler Falk Haberkorn geschaffen. Auf zwei hintereinander liegenden Scheiben steht der gesamte Text der Bibel. Von außen ist je nach Lichteinfall das Alte oder das Neue Testament zu lesen. Verzögerungen bei der Überprüfung der Bruchsicherheit machen jedoch eine rechtzeitige Enthüllung ungewiss.

Ansonsten verliefen die Bauarbeiten nach der Grundsteinlegung im April 2013 auffallend ruhig und plangemäß. Nur eine Verzögerung von einigen Monaten ist zu verzeichnen, die sich vermutlich noch etwas auf die Kosten auswirkt. Doch mit insgesamt gut 17 Millionen Euro ist der Kirchenneubau vergleichsweise günstig. In rotem Rochlitzer Porphyr, dem "Sächsischen Marmor", ragt der neue "Leuchtturm des Glaubens" vis-a-vis dem Rathaus empor. Damit haben die Katholiken nach über 70 Jahren wieder eine repräsentative Kirche im Zentrum der mehrheitlich atheistisch geprägten Messestadt.