Ein Ort, an dem das Gebet nie endet

In Berlin gibt es ein Frauenkloster, in dem rund um die Uhr gebetet wird. Tag und Nacht, 24 Stunden, ohne Unterbrechung, kniet zumeist eine der Nonnen still betend vor dem Allerheiligsten in der Kirche des Anbetungsklosters St. Gabriel im Charlottenburger Ortsteil Westend. Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten könnte man das, was die  Schwestern vom Orden der Steyler Missionare tun, als völlig unvernünftig zurückweisen. Denn stilles Beten bringt nichts ein, jedenfalls finanziell. Es wird kein Eintritt erhoben wie bei einem Museum. Jedermann und jede Frau kann die Kirche besuchen und sich dem stillen Gebet der Ordensfrauen in ihrem markanten rosaroten Gewand anschließen.

Ordensleute sind in Berlin mit vielfältigen Aufgaben befasst: Sie arbeiten in Krankenhäusern und Sozialstationen, betreiben Suppenküchen und Sterbehospize. Sie sind in Schule und Bildung tätig, leisten Seelsorge in der Gemeinde oder kümmern sich um Behinderte und alte Menschen. Die Anbetungsschwestern vom Kloster St.Gabriel haben in dieser Vielfalt den vielleicht am wenigsten spektakulären Auftrag. Sie leben zurückgezogen und abgeschirmt vom Alltag der Welt da draußen, ein schweres Eisengitter trennt sie von den übrigen Besuchern der Kirche. Aber sie leben in keiner Fantasiewelt, keiner virtuellen Scheinrealität. Ihr selbstgewählter Auftrag lautet vielmehr: zu beten für andere. Für alle Menschen guten Willens, die weltweit für das Evangelium im Einsatz sind. Aber auch für die Bewohner dieser Stadt; nicht zuletzt zu beten für alle, die nicht beten können oder nicht beten wollen. Die Schwestern leisten damit einen stillen, diskreten Dienst für andere, sie erbringen eine Art geistiger Rendite. Sie halten die Botschaft lebendig, dass alles Tun der Christen nur dann Sinn hat, wenn es eingebunden ist in den Kontakt zu Gott und die Liebe zu den Menschen.

So ist das Anbetungskloster St.Gabriel in Berlin zu einem Ort der Besinnung und Harmonie geworden. Ich bin überzeugt, dass hier der Heilige Geist lebendig ist, um den wir gerade in den Tagen vor Pfingsten besonders bitten, damit er uns Hilfe und Beistand sein kann.

Ich finde es großartig, dass in Berlin das Gebet zu Gott niemals abreißt.