Der Tag, an dem die Papstaudienz stattfinden sollte, begann für uns Berliner Minis gewöhnlich. Zur Einstimmung sangen wir morgens das Mottolied „Suche Frieden“ und festigten dazu die Bewegungen der Gebärdenpoesie. Danach verkündeten wir eine frohe Botschaft unter den Teilnehmenden. Für einen von uns gab es eine ganz besondere Überraschung - einen Platz direkt beim Papst. Das Team beschloss, diesen Platz zu verlosen. Ein Pilgerhut wurde zur Lostrommel und der Gewinner auf dem Weg in die Innenstadt bekanntgegeben. Mit guter Laune begaben wir uns zum Eingang des Petersplatzes.
Das Gedränge war riesig. Verschwitzt in einer großen, internationalen Menschmenge hatten alle nur zwei Ziele: Zum einen pünktlich zur Audienz auf dem Petersplatz zu sein, um den Papst zu begrüßen. Zum anderen, einen heiß begehrten Schattenplatz zu bekommen. Trotz oder gerade wegen der Hitze und des Andrangs entstanden spannende Begegnungen und interessante Gespräche mit anderen Gruppen. Die Euphorie war enorm, als wir die letzte Sicherheitsschleuse durchquerten und endlich im vorderen Block unten auf dem Petersplatz standen, während der glückliche Gewinner nach oben ging, um in direkter Nähe des Papstes zu sitzen. Die Stimmung war grandios und das Gefühl, in dieser riesigen Menschenmenge von Gleichgesinnten zu stehen, unbeschreiblich. Das Vorprogramm war sehr stimmungsvoll und mitreißend. Jugendbischof Oster hielt eine Mut machende Rede und forderte die vielen Ministranten zwischendurch immer wieder auf, sein „Jesus lebt“ mit einem lauten „Halleluja“ zu beantworten. Anschließend dankte er für unseren Dienst.
Begeisterung und Jubel erreichten ihren Höhepunkt, als der Heilige Vater in seinem Papamobil aus den Toren des Vatikans gefahren kam und Runden über den Petersplatz drehte. Viele von uns hatten eine perfekte Sicht und erhaschten einen freien Blick auf Papst Franziskus, sodass das ein oder andere Foto geschossen werden konnte. Die Audienz verlief sehr feierlich. Die Lieder waren berührend und förderten das Miteinander der großen Schar, die auf dem Platz versammelt war.
In der Predigt bezog sich Franziskus auf die Lesung aus dem ersten Korintherbrief des Apostel Paulus. Wir als Ministranten sollen alles für die Ehre Gottes tun. Wenn andere Leid erfahren, so sollen wir ihnen aufhelfen und sie als unsere Brüder und Schwestern retten, da alle Kinder Gottes sind. Eine spannende Frage war: „Können wir das tun? Ist das nicht zu viel für uns?“ Die Antwort von Franziskus war einfach: Diese Mission sei groß, aber nicht unmöglich. Wie der Apostel Paulus sagte, sollen wir Jesus Nachricht auf unser Leben übertragen und handeln wie er. Franziskus letzte Worte beinhalteten einen konkreten Auftrag an alle: Dem Pfad der Heiligkeit folgen wie Paulus und die Heiligen es getan hatten. Dieser Weg ist kein Weg der Faulheit, er erfordert Mut und Kraft immer wieder neu aufzubrechen.
Dankbar und gestärkt machten wir uns auf den Weg in unsere Unterkunft. Noch auf dem Rückweg wurde in ausgelassener Stimmung gesungen und getanzt.