Vatikanstadt (KNA) Der künftige Berliner Erzbischof Heiner Koch (61) hat am Montag aus der Hand von Papst Franziskus das Ehrenzeichen seiner neuen Amtswürde, das Pallium, erhalten. Insgesamt bekamen die weiße Wollstola mit den aufgestickten schwarzen Kreuzen 45 weitere Erzbischöfe, die in den vergangenen zwölf Monaten zu Leitern einer katholischen Kirchenprovinz ernannt worden waren, darunter der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (58) und der Hamburger Erzbischof Stefan Heße (48).
Das Pallium sei ein Symbol für ihre seelsorgerische Aufgabe, sagte der Papst bei dem Gottesdienst zur Segnung der Pallien im Petersdom. Es stehe für das Schaf, das der Hirte auf seinen Schultern trage wie Christus, der Gute Hirte. Zugleich sei es ein liturgisches Zeichen der Gemeinschaft zwischen dem Stuhl des heiligen Petrus und seiner Nachfolger und den Trägern des Palliums, den Leitern einer Kirchenprovinz sowie allen Bischöfen, erklärte er.
Franziskus wünschte Koch persönlich alles Gute und Gottes Segen für seine neue Aufgabe gewünscht. Der Papst habe ihm gesagt: "Ich wünsche Ihnen viel Kraft für diese große Aufgabe" berichtete Koch im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Rom. Der Gottesdienst und die Zeremonie seien "sehr bewegend" gewesen, so der Berliner Erzbischof.
Die Übergabe des Palliums habe ihm den geistlichen Charakter seines Amtes noch bewusster gemacht, sagte Koch weiter. "Ich bin ja kein Konzernchef oder Hauptabteilungsleiter einer Organisation, sondern ich komme da als Seelsorger und Hirte hin". Er frage sich daher, wie er die Menschen in Vorpommern, Brandenburg und Berlin mit dieser Botschaft von einem guten, barmherzigen Gott, der sie trage und ihnen nachgehe, erreichen könne.
Er habe in Dresden gewohnt, wo 80 Prozent der Menschen den christlichen Glauben kaum kennten und im Herzen nicht davon berührt seien und dies seit Generationen, erklärte Koch. Er habe sich in Dresden nie nur als Bischof für die Katholiken verstanden. Er habe sich stets gesagt "ich bin Bischof für diese Menschen, die Getauften und Ungetauften, Suchenden, Fragenden, Gleichgültigen, Ablehnenden, aggressiv Ablehnenden". Dies sei ein "langer spannender Prozess" gewesen, der jetzt in Berlin neu beginnen müsse, so Koch.
Papst Franziskus hielt die Bischöfe in seiner Predigt an, eine Kluft zwischen ihrem Lebenswandel und der christlichen Botschaft zu vermeiden. Das wirksamste und echteste Zeugnis bestehe darin, "mit dem Verhalten und dem Leben nicht dem zu widersprechen, was man mit dem Wort verkündet und was man die anderen lehrt". Es gebe "kein Zeugnis ohne ein kohärentes Leben", so der Papst.
Heute, so Franziskus weiter, brauche man "nicht so sehr Meister, sondern vielmehr mutige, überzeugte und überzeugende Zeugen, die sich des Namens Christi und seines Kreuzes nicht schämen, weder vor den brüllenden Löwen noch vor den Mächten dieser Welt".
Die Verleihung des Palliums erfolgt jedes Jahr am 29. Juni, dem römischen Patronatsfest Peter und Paul. In diesem Jahr hat der Papst den neuernannten Erzbischöfen die Wollstola erstmals nicht mehr persönlich über die Schultern gelegt, wie in der Vergangenheit. Stattdessen händigte er sie ihnen aus. Die Zeremonie der Auflegung soll später in der Kathedrale des jeweiligen Erzbischofs durch den päpstlichen Botschafter erfolgen.
Die 27 Diözesen in Deutschland sind in 7 Kirchenprovinzen zusammengefasst. Metropolitansitze sind Bamberg, Berlin, Freiburg, Hamburg, Köln, München und Paderborn.
Stichwort: Pallium
Vatikanstadt (KNA) Der Begriff "Pallium" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Hülle". Ursprünglich bezeichnet es ein mantelähnliches Obergewand der Römer. Seit dem sechsten Jahrhundert gehörte das Pallium zur Kleiderordnung der Päpste, die es dann auch bestimmten Bischöfen als Auszeichnung verliehen. Ab der Mitte des neunten Jahrhunderts waren die Erzbischöfe verpflichtet, sich das Pallium vom Papst zu erbitten; erst danach durften sie ihr Hirtenamt als Metropolitanbischöfe ausüben.
Heute ist das Pallium ein Ehrenband, das der Papst und die Erzbischöfe, die er damit auszeichnet, bei bestimmten liturgischen Gelegenheiten tragen. Es besteht normalerweise aus einem vier bis sechs Zentimeter breiten Streifen aus weißem Wollstoff mit sechs schwarzen Seidenkreuzen und wird um die Schultern gelegt. Die Stola wird aus der Wolle zweier Lämmer hergestellt, die der Papst am Fest der heiligen Agnes am 21. Januar segnet. Jeweils am 29. Juni, dem Hochfest Peter und Paul, überreicht der Papst die Pallien als Zeichen des Oberhirten an die neuen Erzbischöfe.
Stichwort: Kirchenprovinz Berlin
Berlin (KNA) Die Kirchenprovinzen in der katholischen Kirche entstanden im 4. Jahrhundert in Anlehnung an die Provinzen des römischen Reiches. Sie umfassen mehrere benachbarte Bistümer, darunter stets ein Erzbistum. Dessen Erzbischof steht als Metropolit an der Spitze der Kirchenprovinz.
Als Zeichen dieser Stellung verleiht ihm der Papst das "Pallium". Es ist eine Stola aus Lammwolle, die um die Schulter getragen wird. Nach dem katholischen Kirchenrecht sollen die Kirchenprovinzen das gemeinsame pastorale Vorgehen der Nachbardiözesen sowie die Beziehungen ihrer Bischöfe untereinander fördern.
In Deutschland gibt es sieben solcher Bistumsverbände, darunter die Kirchenprovinz Berlin. Ihr gehören das Erzbistum Berlin sowie die Bistümer Dresden-Meißen und Görlitz an. Insgesamt umfasst die 1994 eingerichtete Kirchenprovinz Berlin rund 570.000 Katholiken. Von Bedeutung ist sie in der kirchlichen Gerichtsbarkeit. Dort ist das Kirchengericht des Erzbistums die übergeordnete Instanz der zugeordneten diözesanen Gerichte. Solche Gerichte entscheiden unter anderem in Fragen des kirchlichen Eherechts. Zudem hat der Metropolit das Vorrecht, die Bischöfe seiner Kirchenprovinz einzuführen und zu weihen.