Am 11. Juni konnte beim Gemeindefest von Salvator der FAIRteiler in Lichtenrade eingeweiht werden. Dabei handelt es sich um ein großes Regal mit Türen, in dem gerettete Lebensmittel abgelegt und dann von allen, die es brauchen, entnommen werden können. Uta Bolze sprach mit Carolin Löffler (47 Jahre), Mutter von 7 Kindern, Mitglied im Gemeinderat und Mitinitiatorin des Projektes.
Woher kam die Idee und wer steckt dahinter?
Die Idee dazu ist beim ökumenischen Neujahrsempfang entstanden. Margrit Schmidt von der evangelischen Gemeinde kam zu mir mit ihrer Überlegung, dass unser Gelände gut geeignet für einen FAIRteiler sei. Es ist ausreichend groß und liegt direkt an der Bahnhofstraße.
Es gab in Lichtenrade bereits einen FAIRteiler an der S-Bahnstation, er musste wegen der umfangreichen Baumaßnahmen allerdings entfernt werden. Später soll so eine Verteilstation mit Kühlmöglichkeit auf dem Gebiet der Alten Mälzerei, dem neuen Lichtenrader Revier, aufgestellt werden. Bis dahin braucht es eine gute Zwischenlösung. Ich dachte, ja klar: Hier können wir uns als Kirche sinnvoll einbringen, mit dem Ort und den Engagierten.
Der Aufbau blieb sicherlich nicht unbemerkt in der Nachbarschaft. Gab es Reaktionen und genügend helfende Hände?
Bei Barbara und Hans Scholz haben wir mehrere Wochen lang geplant, ausprobiert, vormontiert und gestrichen. Dann haben wir hier vor Ort an mehreren Tagen den großen, dreitürigen Schrank aufgebaut. Da kamen natürlich viele Menschen vorbei, blieben stehen, haben geschaut und gefragt, was das ist. Es gab auch kritische Stimmen. Aber konstruktive Verbesserungsvorschläge sind immer willkommen. Eine Frau war richtig begeistert. Sie sagte: „Wie gut, dass es das hier gibt. Da schaue ich jetzt jeden Tag mal hinein, um etwas mitzunehmen, oder abzulegen.“
Und ein schöner Nebeneffekt der Aufbauarbeiten: Sie waren im besten Sinne generationenübergreifend. Da haben beispielsweise zwei Menschen zusammengearbeitet, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären: Mein 20-Jähriger Sohn Jessie und Hans Scholz aus dem Gemeinderat mit über 80 Jahren. In vielen Stunden haben sie gemeinsam gesägt und geschraubt, aber auch erzählt und einander zugehört. Auch das ist eine sehr schöne Erfahrung, an die wir vielleicht an anderer Stelle wieder anknüpfen können. Es ist wichtig, dass junge Leute die Erfahrung machen, dass sie selbst den Unterschied machen, etwas bewegen und verändern können und nicht für alles auf große politische Entscheidungen warten müssen.
Wie funktioniert ein FAIRteiler genau?
Es gibt lizenzierte Foodsharer, die übriggebliebene Lebensmittel nach Ladenschluss abholen und verteilen. Aber auch jede und jeder kann ihn nutzen, für die Entnahme gibt es keine Beschränkungen. Eigentlich ist es ein bisschen so, wie wir es von früher kennen: Der Apfelbaum ist voll und man kann das ganze Obst nicht selbst verarbeiten. Dann gibt man an die Familie, an Freunde, Nachbarn davon ab. Wo diese Beziehungen in der heutigen Zeit etwas lose sind, kann hier mit anderen, mit fremden Menschen geteilt werden.
Wie erfahren die Menschen, was wann in die Regale gelegt wird?
Das läuft über eine App, in die eingetragen wird, womit der FAIRteiler befüllt wurde. Die Erfahrung von anderen Standorten zeigt, dass die Lebensmittel dann innerhalb einer halben Stunde abgeholt werden. Wie sich das hier an diesem Standort entwickelt, werden wir in den nächsten Wochen erfahren. Wir sind gespannt.
Werden noch Engagierte für die Projektgruppe gebraucht?
Träger:innen unseres Projektes ist die Initiative „LebensMittelPunkt Lichtenrade“, ein Bündnis aus Ökumenischer Umweltgruppe, der zukünftigen Bewohnerschaft des Lichtenrader Reviers, die Ortsgruppe der Partei „Bündnis 90/ Die Grünen“ und Foodsharing. Die katholische Gemeinde Salvator stellt den Platz zur Verfügung und unterstützt, die evangelische Gemeinde, der Chor dis-Harmonie und ein Kuchenbasar haben die Materialkosten für den FAIRteiler erbracht. Wir haben vertraglich mit der Initiative verabredet, dass jeden Tag eine Person verbindlich nach dem Rechten schaut. Dazu gehört, dass geputzt und Verpackungsmaterial sowie Vergammeltes entsorgt wird. An dieser Stelle könnten wir noch Entlastung gebrauchen:
Als Zuständige:r für einen festen Tag in einem Tandem oder als Springer:in, um immer eine tägliche Kontrolle und Reinigung zu garantieren. Bitte melden sie sich bei lichtenrade(ät)lebensmittelpunkte-berlin.de.
Dieses Projekt ist leicht an andere Standorte zu übertragen. Wer mehr dazu erfahren oder sich einbringen möchte, kann sich gern unter carolin(ät)haberberger.com an mich wenden.
Was muss noch über Spenden finanziert werden?
Eigentlich ist so ein Projekt nie ganz fertig. Wir wollen aufmerksam schauen, was gebraucht wird und wie wir gemeinsam darauf reagieren können. Unterstützung ist willkommen.