„Aus allen diesen Gründen werde ich auch in Zukunft meine Ansicht nicht ändern und sie auch immer zu Gehör bringen, wo ich es aus seelsorgerischen Gründen für notwendig halte.“
Dieses Zitat aus einem Gestapo-Vernehmungsprotokoll ist auf der Gedenktafel für Pfarrer Albert Willimsky an der Rosenkranzkapelle in Friesack (Havelland) zu lesen, dem ersten Priester des Bistums Berlin, der Opfer des NS-Regimes wurde. Ihm zu Ehren hat die Stadt Friesack nun am 31. März 2015 eine Straße umbenannt.
Nachdem der Vorsitzende des Vereins deo iuvante Friesack e.V., Matthias G. Rehder, die über 40 Gäste herzlich begrüßt hatte, begann der Festakt mit einer Andacht, in deren Mittelpunkt die Segnung der Straße sowie der Gedenktafel stand. Kaplan Johannes Hilfer, Pfarradministrator der katholischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul Nauen, zu der Friesack gehört, nahm in seiner Ansprache Bezug auf die Botschaft des Kreuzes, die uns vermittelt, dass Jesus unsere Kreuzwege mit uns geht und dass Albert Willimsky im Vertrauen darauf seinen Weg gegangen ist.
Nach der Andacht folgten verschiedene Grußworte: Der Amtsdirektor von Friesack, Christian Pust, führte aus, dass die Umbenennung der Straße zu Ehren Pfarrer Albert Willimskys auch in der heutigen Zeit daran erinnere, den richtigen Standpunkt zu finden und zu verteidigen. Auch der evangelische Pfarrer Udo Gerbeth und Herr Zähle vom Heimatverein Friesack kamen zu Wort. Pfarrer Lutz Nehk, Beauftragter des Erzbistums Berlin für Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit, überbrachte den herzlichen Dank des Diözesanadministrators Tobias Przytarski für den Einsatz, eine öffentliche Ehrung Willimskys ermöglicht zu haben. Besonders erfreut zeigte sich Dr. Joachim Scholz aus Paulinenaue, der bereits vergeblich versucht hatte, eine Umbenennung einer Straße in seinem Heimatort im Andenken an den dort tätig gewesenen Pfr. Albert Willimsky zu erreichen.
Ein Artikel im „Quitzow-Kurier“ des Heimatvereins Friesack, dessen Grundlage Dr. Joachim Scholz lieferte, war der Auslöser für die Initiative von deo iuvante Friesack e.V., auf Willimsky aufmerksam zu machen. Seit seiner Gründung im Jahr 2010 beschäftigt sich deo iuvante Friesack e.V. intensiv mit der Geschichte des Gemeindestandortes Friesack und konnte dabei auf die noch existierende Pfarrchronik zurückgreifen, in der auch Autographen von Willimsky zu finden sind.
Der 1890 im oberschlesischen Oberglogau geborene Pfarrer Willimsky kam 1927 nach Friesack und setze sich vor allem für polnische Saisonarbeiter ein. Dies und ein Vortrag gegen den „Mythus des 20. Jahrhunderts“ von Alfred Rosenberg wurden ihm zum Verhängnis. Mit sofortiger Wirkung ausgewiesen aus Friesack durfte er am 31. März 1935 noch seinen Abschiedsgottesdienst halten, was der damalige Dompropst Bernhard Lichtenberg erwirkte. Auf den Tag 80 Jahre danach wurde mit der Umbenennung der Straße und der Anbringung der Gedenktafel an der ehemaligen Rosenkranzkapelle an den hauptsächlichen Wirkungsort des Pfarrers, der nach zwei weiteren Pfarrstationen in Gransee und Stettin am 22. Februar 1940 im KZ Sachsenhausen starb, erinnert.
Der Verein deo iuvante Friesack e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, ganz im Sinne Willimskys in Friesack einen Ort der Begegnung bestehen zu lassen, der katholisches Leben und Wirken in der Diaspora auch in Zukunft ermöglicht. So soll auch das im Jahre 2014 erworbene, vom Abriss bedrohte Kapellengebäude genutzt und entwickelt werden.