Schon "scharfe E-Mails" zu heißen EisenBerlins neuer Erzbischof stellt sich den Hauptstadt-Medien vor

Erzbischof Koch bei seiner ersten Pressekonferenz im Erzbistum Berlin. Foto: Walter Wetzler

Berlin (KNA) Es lag weit weniger Spannung in der Luft als beim Start von Rainer Maria Woelki. Als sich Heiner Koch am Mittwoch erstmals nach seiner Ernennung zum Berliner Erzbischof den Hauptstadt-Medien stellte, kamen kirchenpolitische "heiße Eisen" nur am Rande zur Sprache. Ausführlich ging es dagegen um die beiden großen Projekte, die Koch von Woelki erbt: die Sanierung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale und die Reform der Gemeindestrukturen des Erzbistums.

Beide Vorhaben nehmen den bisherigen Dresdner Bischof schon voll in Anspruch. Bereits jetzt, drei Monate vor seinem Amtsantritt am 19. September, erhalte er viele "drohend scharfe" E-Mails zum vorliegenden Sanierungsentwurf für seine künftige Bischofskirche, wie er vor gut 30 Journalisten verriet. "Wenn Sie dieser Lösung zustimmen, werden Sie nicht viele Freunde haben", zitierte er daraus.

Es geht um das Konzept, das vor einem Jahr bei einem Architektenwettbewerb den ersten Platz belegte. Strittig ist vor allem der Plan, die vor 50 Jahren angelegte Bodenöffnung im Zentrum der Kathedrale mit Treppe zur Unterkirche zu schließen. Über die Umsetzung muss nun Koch als neuer Erzbischof befinden.

Vor den Medienvertretern betonte Koch, dass ihm an einer einvernehmlichen Lösung liege. "Einen Bau so zu erneuern, dass er die Gemeinschaft zerstört, hat keinen Sinn. Dann wird die Renovierung ein Fiasko." Der designierte Erzbischof kündigte an, er werde die Entwürfe "nochmal genau anschauen". Zudem wies er auf seinen engen Entscheidungsspielraum hin: Der Wettbewerb sei abgeschlossen, es seien bereits "faktische Entscheidungen" getroffen. Überdies stellten sich an die Kathedrale heute andere gottesdienstliche Anforderungen als vor 30 Jahren.

Gemeinsam auf den Weg machen

Auch bei der ebenfalls kontrovers diskutierten Strukturreform des Erzbistums signalisierte Koch Gesprächsbereitschaft. In der Kritik steht besonders der Plan, die derzeit 105 Kirchengemeinden in Berlin, Brandenburg und Vorpommern bis 2020 zu rund 30 Großpfarreien zusammenzulegen. Auch dazu erhält Koch nach eigener Aussage bereits Briefe, die eine "enorme Angst vor Anonymisierung und Heimatlosigkeit" deutlich machten. Der künftige Erzbischof versprach, "sich mit den Gemeinden vor Ort auf den Weg zu machen". Er verteidigte die Grundzüge der von seinem Amtsvorgänger eingeleiteten Reform: "Ich kann nicht erkennen, dass sie sachlich falsch ist".

Als weitere künftige Schwerpunkte nannte Koch neben den Themen Flüchtlinge und Familien auch die Ökumene und den interreligiösen Dialog. So will er den Austausch mit dem Islam intensivieren. Bisher gebe es zwar noch keine Anfragen, "aber dann werde ich eben die Initiative ergreifen", so der Erzbischof. Von jüdischer Seite seien bereits Kontakte von Dresden nach Berlin geknüpft worden. 

Themen, die noch Woelkis erste Berliner Pressekonferenz vor vier Jahren bestimmten - etwa das Verhältnis zu damaligen Kölner Kardinal Meisner oder zur Ehelosigkeit der katholischen Priester - kamen nun gar nicht mehr zu Sprache. Anlässlich der Debatte um die "Homo-Ehe" ging es aber auch diesmal um das Verhältnis der katholischen Kirche zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften. Koch mahnte eine respektvolle Diskussion darüber an. "Es ist mir ein ganz großes Anliegen, dass bei dieser Debatte niemand diskriminiert wird". Niemand solle das Gefühl haben, "er müsse um seinen Wert und seine Werthaftigkeit kämpfen".

Aktuell beschäftigt Koch vordringlich jedoch eine ganz profane Sache: Er ist auf Wohnungssuche. Und zeigt sich dabei "allbezirklich" offen. Einen "Lieblingsort" habe er in der Hauptstadt noch nicht, sagte der Erzbischof. Er gehe gern in die Oper: "Das ist von der Hedwigskathedrale aus natürlich schon praktisch und nah." Sein Vorgänger Woelki erntete seinerzeit viel Beachtung, als er in den multikulturellen Wedding mit Döner-Bude ums Eck zog. Gut aufgehoben wäre Koch als Familienbischof der Deutschen Bischofskonferenz natürlich auch im Prenzlauer Berg. Seiner Fußball-Leidenschaft wiederum käme eine Bleibe nahe dem Olympiastadion entgegen. Verriet er doch: "Klar, werde ich zu den Spielen von Hertha gehen."