"The Other Side of Hope" Die Berliner Filmfestspiele im Zeichen von Mut und Zuversicht

von: Homepage Berlinale 2017

Berlin (KNA) Wenn die Welt aus den Fugen gerät, suchen die Menschen Halt in vertrauten Strukturen. Diese Tendenz findet sich nach den Worten von Festivalleiter Dieter Kosslick in vielen Wettbewerbsbeiträgen der 67. Berliner Filmfestspiele. Die Filmemacher antworten auf die "gegenwärtige Apokalypse nicht ohne Humor oder ohne Ausweg" so Kosslick, sondern mit "Mut und Zuversicht". Hierfür könnte stellvertretend der Beitrag des finnischen Kult-Regisseurs Aki Kaurismäki stehen, der in "Toivon tuolla puolen" ("The Other Side of Hope") einem Handelsreisenden und einem syrischen Flüchtling durch Helsinki folgt.

Das am Dienstag in Berlin vorgestellte Programm der Berlinale 2017 weist im Wettbewerb viele familiäre Dramen, Gesellschaftsstücke und gleich mehrere Künstlerbiografien auf - aber nur wenige wirklich politische Beiträge. 24 Filme laufen im Wettbewerb, davon 22 Weltpremieren, von denen 18 um den Goldenen und die Silbernen Bären konkurrieren. Deutschland geht mit drei Beiträgen in den Wettbewerb. Insgesamt werden vom 9. bis 19. Februar in den verschiedenen Sektionen 399 der über 7.400 eingereichten Filme gezeigt.

Die Jury mit der deutschen Schauspielerin Julia Jentsch steht unter der Präsidentschaft des niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven. Sie zeichnet die Gewinner beim Galaabend am 18. Februar aus. Den Goldenen Ehrenbär erhält die Oscar-Preisträgerin und italienische Kostümbildnerin Milena Canonero für ihr Lebenswerk. Der letzte Tag gehört dem Publikum. Und dieses kann sich auf Stars wie Penelope Cruz, Kristin Scott Thomas, Richard Gere, Rebecca Hall, Sienna Miller, Catherine Deneuve, Moritz Bleibtreu, Hugh Jackman und Bruno Ganz freuen.

Schon der Eröffnungsfilm befasst sich mit einer Künstlerbiografie: Etienne Comar erzählt in seinem Regiedebüt die Geschichte des berühmten Gitarristen und Komponisten Django Reinhardt. Der aus einer Sinti-Familie stammende Musiker wurde von den Nazis verfolgt und floh 1943 in das besetzte Paris. Rein dokumentarisch befasst sich hingegen der deutsche Filmemacher Andres Veiel mit dem Leben und Schaffen des 1986 gestorbenen Aktionskünstlers und Bildhauers Joseph Beuys.

Im zweiten deutschen Beitrag feiert Oscar-Preisträger Volker Schlöndorff die Weltpremiere seines "Rückkehr nach Montauk", in Anlehnung an die autobiografisch geprägte gleichnamige Erzählung von Max Frisch. Der Schriftsteller Max Zorn (Stellan Skarsgard) reist zur Premiere seines neuen Buches über das Scheitern einer Liebe nach New York und trifft dort die Frau von einst wieder. Im dritten Biopic des Briten Stanley Tucci verfolgt der Brite die Entstehung des "Final Portrait" von James Lord durch den Maler und Bildhauer Alberto Giacometti (Geoffrey Rush) .

Zu den Beziehungsgeschichten und Dramen gehört der dritte deutsche Beitrag, "Helle Nächte" von Thomas Arslan: Die Geschichte des Bau-Ingenieur Michael (Georg Friedrich), der sich nach dem Tod seines Vaters in der Einsamkeit Norwegens einen Neubeginn erhofft. Der Österreicher Josef Hader befasst sich in seinem Debütfilm "Wilde Maus" hingegen mit den Irrungen des Wiener Musikkritikers Georg nach dessen Rauswurf aus der Zeitungsredaktion.

Als weiteres Genre ist der Thriller gleich mehrfach vertreten: Der Bestseller des Niederländers Herman Koch, "Angerichtet", bietet die Vorlage für "The Dinner" des israelische Filmemachers Oren Moverman mit Richard Gere. Ein edles Lokal in Amsterdam wird Schauplatz des Zusammentreffens zweier Elternpaare, die ein schreckliches Ereignis eint. Auch der Beitrag von Agnieszka Holland "Pokot" ("Fährte") befasst sich mit grausamen Morden in einem abgelegenen Dorf. Außer Konkurrenz läuft die Fortsetzung des Drogen-Kultfilms "Trainspotting" von Danny Boyle.

Unter den vielen Preisen von Nebenjurys wird wieder der Ökumenische Filmpreis verliehen - an Werke, die eine besondere Humanität oder spirituelle und soziale Werte vermitteln. Beim Filmempfang der beiden Kirchen am 12. Februar soll Amir Esfandiari vom Fajr International Filmfestival Teheran ein Grußwort halten - auch dies gehört zu den ermutigenden Zeichen in schwierigen politischen Zeiten.