Vom Busch in die Bibliothek Pater Dietmar Lenfers aus Lüdinghausen war 40 Jahre Missionar in Afrika

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Lüdinghausen/Berlin (pbm/mek). Sein Wunsch, Priester zu werden, ist eng mit seiner Jugend in der Lüdinghauser Pfarrei St. Felizitas verbunden. „Bis zum Abitur 1955 war ich Messdiener, in der Jungschar und der Pfarrjugend aktiv. Die Priester, besonders die Kapläne, die unsere Jugendarbeit geleitet haben, haben mich geprägt“, berichtet Pater Dietmar Lenfers.

Doch schrieb er sich nicht im Priesterseminar des Bistums Münster ein – wie sechs Mitschüler und ein Jahr zuvor sein Bruder Robert Lenfers –, sondern er entschied sich für das Studium in Trier bei der Missionsgesellschaft der Weißen Väter. „Die Mission hatte mich schon lange vorher gepackt. Das Interesse an Afrika stand zu der Zeit wegen des nahenden Endes der Kolonialherrschaft für mich besonders im Vordergrund“, erzählt der heute 81-Jährige.

„Ausschlaggebend für die Wahl der Weißen Väter war die ‚Regel der drei‘, die unser Stifter Kardinal Lavigerie den Missionaren mitgegeben hat: Afrikamissionare arbeiten immer in einer Gemeinschaft, der mindestens drei Missionare angehören“, betont er. Denn ihm war von Anfang an klar, welcher Segen gerade bei der Missionsarbeit in Afrika im gemeinschaftlichen Leben und Arbeiten steckt.

40 Jahre hat Pater Lenfers in Tansania und Äthiopien gearbeitet. „Aber ich habe immer darauf geachtet, dass mir Deutschland nicht fremd wird. Denn die missionarische Aufgabe muss auch als Brückenbau zwischen Ortskirchen, Ländern und Kulturen verstanden werden“, erklärt er. Besten Rückhalt habe ihm immer die Familie gegeben, die ihren „Missionar weit weg in Afrika“ liebevoll in der Nähe bewahrt habe. Über das Referat Weltkirche hätten auch immer gute Kontakte zu seinem Heimatbistum Münster bestanden. „Mehrfach hat das Bistum einzelne Projekte tatkräftig unterstützt. Wie zum Beispiel den Aufbau eines Versicherungssystems für die Senioren des katholischen äthiopischen Klerus, mit dem die äthiopische Bischofskonferenz mich betraut hatte“, berichtet er.

Sein Studienverlauf führte ihn von Trier über die Niederlande, nach London und Rom. Schließlich promovierte er in Köln. 1968 erfolgte die erste Ausreise nach Afrika. „In Tansania habe ich in der Diözese Tabora zunächst Kiswahili gelernt, um dann als ‚Buschmissionar‘ insgesamt eineinhalb Jahre in der Pfarrseelsorge in Urambo und Ushirombo tätig zu sein. Anschließend ging es sofort zurück ins Priesterseminar, zunächst sechs Jahre in Bokuba, einige Zeit in London und dann 32 Jahre in Äthiopien in Adigrat in der Provinz Tigray“, informiert Pater Lenfers, aus dem dort Abba Dietmar wurde.

Denn die katholische Diözese Adigrat folgt in der Liturgie dem äthiopischen Ritus, und das Christentum wird im Stil der orientalischen Kirchen gelebt. Diesen engen Kontakt mit einer nicht-lateinischen Kirche empfand Pater Lenfers stets als große Bereicherung. Während der Jahrzehnte in Adigrat kamen zu seiner Dozententätigkeit schon bald viele andere diözesane Dienste hinzu. „Insgesamt war ich 44 Jahre in der Priesterausbildung tätig, davon 38 Jahre für den afrikanischen Diözesanklerus. Die ungeplante Wende vom Busch in die Bibliothek, den akademischen Bereich im Fach Philosophie, bedauere ich nicht. In der Priesterausbildung arbeiten zu dürfen, hat mir gut gefallen und ist ohne Zweifel ein wesentlicher Beitrag in der Kirche“, betont der Missionar im Rückblick.

2011 feierte Pater Lenfers sein goldenes Priesterjubiläum in Adigrat und dieses Fest war zugleich seine Abschiedsfeier. „Mit der Rückkehr nach Deutschland sollte man nicht warten, bis die Ärzte es einem verschreiben. Mit 75 Jahren nähert sich laut Statistik dieser Augenblick“, sagt Pater Lenfers. Gern blickt er auf die lange Zeit in Afrika zurück.

Folglich kehrte er freiwillig nach Deutschland zurück und landete in Berlin, wo er jetzt zusammen mit vier anderen Afrikamissionaren lebt. Dort kann Pater Lenfers den Kontakt mit der großen weiten Welt weiter pflegen. Für das Erzbistum Berlin ist er noch als „Assistant Priest“ in der englisch-sprachigen Mission beauftragt. Eine dieser Gemeinden besteht fast ausschließlich aus Afrikanern verschiedenster Herkunft. Seine Mitbrüder führen in Berlin ein Afrika-Center, eine Anlaufstelle und Rechtshilfe für Neuankömmlinge und Begegnungspunkt für Afrikaner und Deutsche.  

Mit dem Leben in zwei kulturellen Welten hatte der Missionar nie Probleme. Das skizziert Pater Dietmar Lenfers mit einem prägnanten Bild: „So verschieden deutsches und afrikanische Autofahren auch sein mag, keins von beiden war mir je fremd.“