„Tschuldigung, können Sie mir vielleicht weiterhelfen? Ich suche die katholische Kirche.“ - „Die haben Sie schon gefunden. Da stehen Sie nämlich drin.“ - „Mensch, und ich halte die ganze Zeit Ausschau nach einem Glockenturm und hab mich schon gewundert."
Grund zum Wundern gibt es tatsächlich genug, seit Anfang Juli das tourismuspastorale Projekt in Zingst gestartet ist. An einer langen Wäscheleine vom Eingang der Kirche bis zur Straße baumeln bunte Flip Flops und sollen die Passanten neugierig machen, unterstützt von einem Riesen Flip Flop, der sich lässig an die Kirchenwand lehnt. Die Rechnung geht auf: „Die Badelatschen haben mich magisch angezogen.“- „Das ist ja ne witzige Idee!“ - „Sagen Sie, kann man die Schlappen zufällig kaufen?“ hören wir immer wieder und die „Latschen-Leine“ mausert sich zum gern geknipsten Shooting Star.
Wer so neugierig auf das Kircheninnere geworden ist, kann dort gleich weiterstaunen: Denn die ursprüngliche Kirchenbestuhlung ist rausgeräumt worden. Stattdessen hat sich die Kirche in eine Ruhe-Lounge mit Teppich, Liegestühlen, Sitzhockern, Zeitschriften und Kopfhörern mit Musik verwandelt. Ergänzt durch eine Installation, bei der die Gäste von Station zu Station flanieren können, um verschiedene „Kostproben für die Sinne“ zu genießen: ein Blick durch’s Kaleidoskop, Regenmacher und die Geschichte von Momo und dem Zuhören, Tastkästen und Igelbälle, Duft- und Geschmacksproben.
„Is‘ das hier jetzt echt ‘ne richtige katholische Kirche?“ fragt eine Urlauberin erstaunt und dreht
sich erstmal mehrfach um die eigene Achse. „Ich komme aus Köln – da hab ich sowas noch nie gesehen!“
Eine andere stellt mal gleich ungeahnte Qualitäten als PR-Managerin unter Beweis: „Wissen Sie, ich hab gestern schon mal Werbung für Sie gemacht. Wir hatten ’ne Stadtführung. Aber die Frau wusste über die katholische Kirche gar nicht Bescheid. Dabei war doch eine ganzseitige Anzeige von Ihrem Projekt im Veranstaltungskalender. Ich hab ihr gesagt, sie soll sich da mal fit machen, das sei ’ne gute Sache.“
Ein wenig „unruhig“ wird es in unserer Ruhe Lounge für wenige Momente, als eine Mutter mit ihrer 12-jährigen Tochter die Kirche betritt. Das Mädchen sieht die Orgel – und bekommt glänzende Augen. Kurz darauf haut die Nachwuchs-Musikerin in die Tasten und lässt den „Entertainer“ von Scott Joplin durch die Kirche fetzen. Dafür werden am Dienstag abend wieder ruhigere Töne angeschlagen, denn wir laden die Urlauber zu „Sommernachtsmärchen“ in die illuminierte Kirche ein.
Ein Lichtschlauch und ungezählte Teelichter verbreiten eine warme Atmosphäre – und kaum haben die Gäste die Kirche betreten, flüstern sie nur noch. Gemeinsam begeben wir uns auf eine wahrhaft märchen-hafte Reise nach Indien, China und Israel - dorthin, wo die Geschichten spielen und sind allzu schnell wieder zurück in Zingst. Wie gut, dass zumindest die Tourismuspastoral in diesem Sommer ein acht Wochen langer Fortsetzungsroman ist!