Christen aus dem Südosten und dem Norden Berlins verbrachten kürzlich eine Woche bei der Gemeinschaft von Taizé in Südfrankreich. Katrin Schmidt denkt über die Anziehungskraft des Pilgerortes nach.
Katrin Schmidt, Gemeindereferentin im pastoralen Raum Birkenwerder- Hennigsdorf-Oranienburg, hatte die Fahrt gemeinsam mit dem Köpenicker Pastoralreferenten Christoph Dähnrich organisiert. „Was macht Taizé so attraktiv“, fragte sie sich nach ihrer Rückkehr. „Ist es die Einfachheit und Weite im Umgang miteinander, die Tiefe in der Auslegung der Heiligen Schrift und in der Feier der Liturgie? Ist es das völlige Fehlen der zermürbenden Sorge um Strukturen und die eigene Relevanz?“, schrieb sie in einem Reisebericht.
Fest stehe, dass immer mehr junge und ältere Christen die Begegnungen in Taizé als Alternative zu ihren Heimatgemeinden sehen. Nicht wenige reisten seit mehr als 30 Jahren regelmäßig dorthin. Auch Katrin Schmidt selbst zählt sich zu den „Wiederholungstätern“, und die Gruppe, mit der sie unterwegs war, war altersmäßig bunt durchmischt. „Hier wird eingeladen und ermutigt, statt ausgegrenzt und abgewertet“, sagt die Gemeindereferentin.
Darin könnte eine Erklärung für die Anziehungskraft der burgundischen Gemeinschaft liegen, vermutet sie. Dabei gehe es nicht um Beliebigkeit. Klare Regeln gebe es auch in Taizé. Sie folgten der Logik: „Fühl dich in Freundschaft angenommen, verhalte dich wie ein Freund oder eine Freundin.“
„Den Kreis unserer Freundschaft erweitern“
Dazu gehöre, dass der tägliche Empfang der Eucharistie unter beiden Gestalten jedem offen stehe. Niemand müsse sich dabei einem Gruppenzwang unterwerfen. Auf diejenigen, die nicht die Eucharistie empfangen möchten, wartet gesegnetes Brot, ein weiteres Zeichen der Verbundenheit.
Jugendlichen schenken die Brüder der Kommunität ihre volle Aufmerksamkeit und binden sie bewusst in den organisatorischen Ablauf ein. „Das sorgt nicht immer für reibungslose Abläufe und strapaziert mitunter die Geduld gut durchorganisierter Menschen“, hat Katrin Schmidt beobachtet, „es erzeugt aber auch einen besonderen Charme und macht deutlich, dass es in erster Linie menschlich zugehen soll, nicht perfekt.“ Jeder sei willkommen, so wie er ist.
Über einen Satz des noch amtierenden Priors Frère Alois Löser denkt Katrin Schmidt weiter nach: „Wir sollten aus dem Gebet leben und den Kreis unserer Freundschaft erweitern.“ Das finde seinen Niederschlag in dem, was die Kommunität in ihrer konkreten Umgebung tut, das werde aber auch erlebbar im Miteinander der jungen – und älteren – Menschen aus vielen verschiedenen Konfessionen und Kulturen.
Sich als Freunde behandeln, ermögliche einen friedlichen, wenn auch nicht immer konfliktfreien Umgang miteinander. Dazu bedürfe es einer bestimmten Grundausrichtung. Der Prior habe die in seiner aktuellen Jahresbotschaft so formuliert: „Er (der auferstandene Christus) schenkt uns einen neuen Blick, er führt uns ins Weite und über uns selbst hinaus, wie wir es nicht erwartet hätten. Werden wir uns ihm öffnen?“ In Taizé lasse sich erleben, wie Glaube relevant sein kann, sagt Katrin Schmidt.