Cäcilia singt seit 130 Jahren

Der Jüngste ist 18, der Älteste zählt 93 Jahre. Der Männerchor Cäcilia erfreut sich vieler neuer Mitglieder. Foto: Männerchor Cäcilia 1890

Das Jubiläum sollte der Höhepunkt des Sommers werden, doch dann wurde es schwierig. Seit 1890 gibt es den Männergesangsverein Cäcilia und das sollte groß gefeiert werden. Die Corona-Krise verhindert jedoch nicht nur die Proben, sondern auch die Feier.

Der Donnerstagabend ist ein fester Termin für die rund 50 aktiven Herren des katholischen Männergesangsvereins Cäcilia 1890 – dann wird gesungen, geprobt, gelacht. Der Verein existiert nun schon seit 130 Jahren und seit ungefähr fünf Jahren trifft sich die liederfreudige Runde in den Räumen der Pfarrei Zum guten Hirten in Berlin-Friedrichsfelde. Die vorherigen Räume wurden ungeeignet, denn der Chor ist in den letzten Jahren gewachsen. Vor allem junge Männer seien es, die gemeinsam singen wollen, erklärt Vereinsvorstand Clemens Neumeister mit stolzer Stimme.

Einmal im Monat gibt es den Vorprobentreff, bei dem die Geselligkeit des Vereinslebens besonders hervorgehoben wird. Während eines deftigen Imbisses und mancherlei Getränk tauschen sich die Sangesbrüder über Neuigkeiten aus.

Eigentlich sollte in diesem Sommer das große 130. Vereinsjubiläum begangen werden, doch durch die Kontaktbeschränkungen ist das Proben schwierig. Lediglich in sehr kleinen Grüppchen konnten Übungen stattfinden.

Fehlende Geselligkeit und die größten Fans

Wie viele andere in diesem Frühjahr versuchten die Chorbrüder auch digital, mittels einer Videokonferenz, die Stimmübungen aufrecht zu erhalten. Das jedoch stieß schnell an Grenzen. Häufig wird traditionsgemäß auf ein Jubiläum oder den Geburtstag eines Sangesbruders angestoßen. Die so wichtige Geselligkeit, sie fehlt beim Üben mit Webcam und Mikrofon.

Aber welche Rolle spielen die Frauen im Männergesangsverein? Clemens Neumeister weiß eine Antwort: „Zunächst sind wir nur Männerstimmen, das stimmt. Aber unsere Frauen sind enorm wichtig, denn sie sind unsere größten Fans, sie motivieren uns!“ Auch bei den jährlichen Chorfahrten oder Freizeitaktivitäten dürfen die Herzensdamen nicht fehlen. Eine Abteilung für Frauen gibt es im vierstimmigen Chor nicht.

Die Männerrunde ist tief in den Gemeinden östlich der Spree verwurzelt, so sind die gemeinsamen Chorreisen immer ein besonderer Höhepunkt im Jahresplan. Sie verschaffen neue Kultureindrücke und die Möglichkeit, sich mit anderen Chören zu vernetzen. Halb Europa wurde schon bereist und dabei wurden nicht bloß interessante Chorpartnerschaften geknüpft. „Schon so manche grenzüberschreitende persönliche Freundschaft hat sich im Laufe der Jahre aufgebaut“, weiß Neumeister und fährt fort: „Die Freundschaften verdanken wir der gemeinsamen Liebe zur Musik.“ Besonders verbunden sind die Berliner mit ihren Partnerchören, dem dänischen Mandskor Kolding und dem Gesangsverein Liederkranz aus Tirol.

Moderne Lieder in klassischem Gewand

Durch die vielen jungen Mitglieder ergab sich in den letzten Jahren eine Veränderung des Liedgutes. Selbstverständlich kann der Chor mit Leichtigkeit eine klassische Messe musikalisch begleiten, doch auch moderne weltliche Pop- und Rocksongs gehören mittlerweile zum geübten Repertoire, welches regelmäßig zur Vorführung kommt.

Mitmachen kann im Prinzip jeder Mann, Vorkenntnisse sind nicht nötig, denn im Chor werden auch Anfängerstimmen musikalisch gut aufgefangen und zusammen gefördert. „Ein Chor bedeutet schließlich Gemeinschaft, hier gibt es keine Einzelkämpfer“, hebt Clemens Neumeister hervor.