Der eiserne Uckermark-Pfarrer

Ebenfalls vor 65 Jahren zum Priester geweiht wurde Pfarrer Peter Beier. Die erfüllte sich im Dekanat Eberswalde.

„Wohin ich dich sende, wirst du gehen, was ich dir sage, wirst du künden, fürchte dich nicht, ich bin ja mit dir!“, so beginnt die Primizpredigt für Peter Beier, gehalten von seinem Studienfreud Günter Grützner am 9. Mai 1954, vor 65 Jahren!

Wohin ich dich sende, wirst du gehen – weit habe ihn der Herrgott nicht gesendet, sagt Pfarrer Beier. Aber dafür durfte er seit 65 Jahren im Dekanat Eberswalde tiefe Wurzeln schlagen, eine Verwurzelung mit der Region und ihren Menschen, die auch seinem seelsorgerischen Dienst eine große Tiefe schenkte. Die Uckermark und der Barnim werden sein Lebenswerk. So wirkte er ab 1954 als Kaplan in Angermünde und Templin und drei Jahre als Dekanatsjugendseelsorger, ab 1960 als Kuratus in Gramzow und 33 Jahre lang als Pfarrer in Bernau, davon 22 als Administrator für Wandlitz. Darüber hinaus war er zwölf Jahre als Dekan von Eberswalde (1984 bis 1996) und als Geistlicher Beirat für die Pfarrhaushälterinnen tätig. Bis heute hält er dem Dekanat mit seinem Ruhestandswohnsitz Templin die Treue.

„Jeder Priester hat seine Berufung. Gott tritt ganz nah an ihn heran und ruft ihn!“, so sagt die Primizpredigt weiter. Und die Berufung von Peter Beier? Geboren in Berlin und aufgewachsen in Eichwalde, ist er seiner Heimatgemeinde als Ministrant, Oberministrant und Küster engstens verbunden. Eigentlich will er Germanistik studieren oder beim Herder- Verlag anfangen, doch dieser Wunsch endet für ihn an der Zonengrenze. Ein Wink Gottes, so sieht er es rückblickend.

 

„Wer fängt die vielen Flüchtlinge auf?“

„Und dann waren da die vielen Flüchtlinge in unserer Pfarrei, darunter viele Jugendliche in meinem Alter. „Wer fängt diese auf?“, diese Frage bedrängte ihn und bestärkte den Wunsch, Seelsorger zu werden. Es folgt das Theologiestudium in Fulda und 1953 über Erfurt in Neuzelle. Am 25. April 1954 in der Berliner Johannes- Basilika dann die Weihe von 20 Neupriestern: „Das gab es nie wieder!“ Unvergessen ist auch die Primiz am 9. Mai 1954 in der Eichwalder Heimatpfarrei mit besagter Primizpredigt, bevor die Sendung in die uckermärkische Diaspora erfolgt. „Wie kannst du die Menschen in dieser Vereinzelung auffangen?“, diese Frage treibt ihn auch hier um und zu kreativen und sportlichen Leistungen. Sei es auf dem Motorrad, später in einem altem IFA F8, sei es mit Pfarrjugendlichen beim Rudern, als Leiter des Jugendsingekreises und als Schauspieler bei der von ihm seit 1955 mitgetragenen Dekanatswallfahrt nach Kloster Chorin oder als Mitarbeiter beim Bau des Gramzower Pfarrhauses – Peter Beier findet seinen Weg zu seinen „Schäfchen“. Noch heute, fast 20 Jahre nach seinem Weggang aus Bernau, bekommt er einmal jährlich Besuch von der dortigen Kolpingsfamilie.

 

Chronist und Kenner der Kirchengeschichte

„Was ich dir sage, wirst du künden“. Die Liebe zur deutschen Sprache ist Pfarrer Beier erhalten geblieben, in seinen eingängigen Predigten, in seinen exakten Chroniken der Kirchen und Gemeinden in Templin, Lychen oder Mildenberg, als Kenner der brandenburgischen Kirchengeschichte. Am 28. Mai wird Pfarrer Beier sein 90. Lebensjahr vollenden. Und bis heute ist er mit großem Einsatz unermüdlich als „Kaplan ehrenhalber“ unterwegs, in wöchentlichen Gottesdiensten und besonders zu den „am Rand Lebenden“, ganz in Erfüllung seiner Primizpredigt: „Die Führung der Seelen zu Gott in großer Liebe zu den Anvertrauten“.