Der Jugend etwas zurückgeben Isabell Wollenweber ist neue BDKJ-Vorsitzende im Erzbistum Berlin

Foto: Cornelia Klaebe

Berlin. Eine schnelle katholische „Karriere“ ist das: Als 14-Jährige ließ sich Isabell Wollenweber in ihrer Heimatgemeinde in Berlin-Weissensee taufen, zehn Jahre später ist sie Vorsitzende des BDKJ im Erzbistum geworden.

Dass Isabell Wollenweber einmal Berliner Diözesanvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen
Jugend (BDKJ) werden würde, war so gar nicht vorgezeichnet: Typischerweise wäre sie eher eine kirchenferne junge Frau geworden, die Ostern von Weihnachten kaum zu unterscheiden weiß. Die Großmutter war noch gut katholisch, aber dann kam die DDR dazwischen. „Die älteren Geschwister meiner Mutter wurden noch getauft, sie dann aber nicht mehr.“ Und so gehörte auch Tochter Isabell ursprünglich keiner Kirche an. Aber schon im Grundschulalter entschied sich das Mädchen für den Religionsunterricht statt für Lebenskunde, als es um die weiterführende Schule ging dann für die katholische Theresienschule. Und bald kam dann auch der Wunsch, sich taufen zu lassen. „Meine Eltern haben das erstmal ignoriert“,
erzählt sie im Rückblick.

Den Weg in die Kirche nie bereut

Als der Wunsch aber auch nach einem Jahr noch blieb, durfte Isabell gemeinsam mit einer Freundin am Glaubenskurs für Erwachsene im Bernhard-Lichtenberg-Haus teilnehmen. „Wir waren da die Küken“, erinnert sie sich. Nach dem Schultag waren die Glaubensabende mit Wissensvermittlung und Diskussionen manchmal sehr anstrengend, erinnert sich die heute 24-Jährige. Bereut hat sie den Weg in die Kirche dennoch nie – im Gegenteil: „Nach der Taufe in meiner Heimatgemeinde in Weissensee holte ich in
kürzester Zeit alles nach, was das Gemeindeleben bereithält“, lacht die Frau mit der langen dunklen
Lockenpracht. Sie wurde Ministrantin, fuhr zur RKW mit, wurde Teil der Jugend und Gruppenleiterin,
schließlich auch Mitglied der Jugend-Helferrunde der Dekanatsjugend Pankow. Dort begleitete sie 2010 den Eintrittsprozess des Dekanatsverbands in den BDKJ Berlin. Ihr anderes Hobby,Tischtennis, habe unter dem Engagement nicht gelitten.

Nach dem Abitur 2012 studierte Isabell Wollenweber. Soziale Arbeit hatte zwar auch auf der Auswahlliste gestanden, aber dann entschied sie sich doch für etwas ganz anderes: Wirtschaftsinformatik. Dass das schlüssig ist, sieht man, wenn sie beginnt über Physik und Mathematik zu sprechen – dann blitzen die Augen. Nach dem Bachelor begann sie, als SAP-Beraterin zu arbeiten: Sie berät Firmen, die eine betriebswirtschaftliche Software für ihre Computer brauchen. „Ich bin quasi Dolmetscherin zwischen Anwendern und Entwicklern“, erklärt sie. Und nebenher gab es immer die Aktivität in der Jugendarbeit.
Als jetzt durch das Ausscheiden von Kristin Platek ein Vorstandssitz des BDKJ frei wurde, war es für
Isabell Wollenweber folgerichtig zu kandidieren: „Ich habe in der Jugendarbeit und beim BDKJ so viel gelernt. Ich möchte das noch vorantreiben und etwas zurückgeben“, begründet sie. Dass sie tatsächlich gewählt würde, hatte sie dagegen nicht geglaubt – „die anderen beiden Kandidatinnen sind auch starke Persönlichkeiten und bringen viel Erfahrung mit“.

Als sie dann aus dem dritten Wahlgang als Gewinnerin hervorging, habe sie geweint und sich gefreut:
„Ich habe es nicht geglaubt und auch am Tag danach noch nicht richtig realisiert.“ Das sei dann erst in den folgenden Wochen gekommen: Mit den Büroschlüsseln und dem Willkommensschild, der ersten Vorstandsklausur und der Einarbeitung in die Aufgaben. Und die fordern gerade jetzt am Anfang sehr viel Zeit: In den ersten Wochen musste die junge Berufstätige erst einmal viele Termine koordinieren, sich in Aufgaben einfinden, in den Austausch mit den Referenten treten, eine „Riesen-E-Mail-Flut“ bearbeiten
und dennoch schon an etlichen Sitzungen teilnehmen. „Das war eine ganz schöne Herausforderung“,
sagt sie.

„Zeitmanagement, dann geht das“

Dennoch sei das umfangreiche Ehrenamt mit der Arbeit zu vereinbaren: „Zeitmanagement, dann geht das“, wischt sie den Einwand weg. Außerdem habe sie jetzt ihre Stelle auf 90 Prozent reduziert, sodass sie jede zweite Woche einen Tag frei habe. Und schließlich mache das Ganze ja Spaß: „Wenn es mal viel war, gehe ich hier trotzdem mit einem Lächeln raus.“