In Krankenhäusern herrscht oft eine bedrückte Stimmung. Conrad Neugebauer versucht seit 35 Jahren, das zu ändern: mit dem Patientenfunk.
Wer mag schon rund um die Uhr über die eigene Krankheit nachdenken? Da nur Wenige mit „Ich“ auf diese Frage antworten würden, schalten viele Patienten der Caritas Klinik Maria Heimsuchung in Pankow pünktlich um 11 Uhr den Krankenhausfunk ein. Täglich meldet sich aus der kleinen „Sendestation“ im Erdgeschoss der Medizintechniker Conrad Neugebauer. Eine Stunde lang gibt es Musik von Pop bis Jazz, Informationen zu Gesundheitsfragen, aufmunternde Gedanken.
„Ich will für alle etwas Wohliges übertragen.“
Seit rund 35 Jahren setzt Neugebauer sein Hobby DJ (Person, die Musik in einer individuellen Auswahl vor Publikum abspielt), in der DDR „Schallplatten-Unterhalter“, auch beruflich ein. Was er im ehemaligen Städtischen Krankenhaus in der Galenusstraße begonnen hatte, führt er seit 1997 in Berlin-Pankow weiter.
Wer ihn in seinem Senderaum aufsucht, staunt über den kleinen Computer mit Monitor. Über ihn steuert er seine 4000 gespeicherten Songs und Musikstücke aller Epochen. Das Stichwort „Corona“ vermeidet er möglichst. „Es ist ja auch Frühling“ und die Patienten sollen nicht mit Informationen überlastet werden, die es auch anderweitig gibt.
Ob zur Pollenallergie oder zur Frühjahrsmüdigkeit: Zu jedem Thema hat Neugebauer passende Musik und Gedanken daheim in seiner Freizeit vorbereitet. 60 fertige Sendungen hat er gespeichert, die auch von einem Timer gestartet werden können.
Seinen Spaß merkt man dem Medizintechniker sofort an. Humorvoll sind auch seine Jingles, kurze Blocks der Eigenwerbung: „Es gibt eine ganze Menge Radiosender, die ständig behaupten, dass sie die Größten sind und immer die beste Musik spielen ... Wir sind zwar die Größten und spielen immer die beste Musik, aber wir prahlen nicht damit.“
In den Sendungen von Conrad Neugebauer kommen auch die Krankenhausseelsorger Sabine Karstan und Bruder Norbert Verse regelmäßig zu Wort. Gebete zum Mutmachen in Corona-Zeiten gehören dazu.
Hörerwünsche, Grüße an Mitpatienten: das alles trägt dazu bei, dass der Patientenfunk nie langweilig wird. Das Echo aus den Krankenzimmern ist positiv. „Die leichte Mischung bringt mich oft zum Schmunzeln; so fühle ich mich nicht so richtig krank“, sagte einmal eine Patientin.