Ein Jubiläum kann die Gemeinde St. Pius in Berlin-Friedrichshain feiern: Vor 125 Jahren wurde ihre Kirche geweiht. Von hier aus gründeten sich zahlreiche Pfarreien im Osten Berlins.
Die Kirche St. Pius ist eine der wichtigsten Kirchen im Osten Berlins. Von dieser Gemeinde aus gründeten sich zahlreiche bis heute äußerst lebhafte Gemeinden im Ostteil der Hauptstadt. Vor 125 Jahren befand sich die große Kirche noch vor den Toren der eigentlichen Stadt Berlin – Großberlin war noch nicht gegründet. 1894 konnte das Bauwerk der Pfarrgemeinde übergeben und die Kirchengemeinde St. Pius gegründet werden. Von hier aus gingen die Frauen der ersten Bahnhofsmission der Welt zum damaligen Schlesischen Bahnhof, dem heutigen Ostbahnhof, wo sie gemeinsamen mit Damen der jüdischen Gemeinde junge Mädchen aus Schlesien vor zwielichtigen Geschäftemachern zu bewahren versuchten.
DDR: Gotteshaus hinter Hochhäusern versteckt
Ähnlich bewegt wie die Geschichte des Stadtteils, in dem sich die Kirche befindet, ist auch die Historie der St. Piuskirche. In der DDR befand sich der Sakralbau mitten an der Paradestrecke, welche zeitweise den Namen Stalins trug. Damit der göttliche Ort nicht zu sehen war, wurden Hochhäuser an der Palisadenstraße errichtet und der Wiederaufbau des Turmes beschränkt. Der noch im zweiten Weltkrieg 96 Meter hohe Glockenturm ragt heute nur noch 61 Meter in den Himmel der wieder rasant wachsenden Hauptstadt.
Derzeit befindet sich die Gemeinde auf dem Weg zum pastoralen Raum mit der Gemeinde St. Mauritius. Da die St. Pius-Kirche das Herz des neuen pastoralen Raumes bilden soll, ist es geplant, die Gemeinderäume auszubauen und zu erweitern. In der Palisadenstraße ist ein Gemeindezentrum geplant, in dem auch die Priester des Pastoralraumes wohnen sollen.
„Derzeit gibt es jedoch noch erhebliche regulatorische Verwerfungen mit dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg“, wie Pfarrer Winfried Onizazuk zu berichten weiß. Damit würde der Komplex wieder die Bedeutung bekommen, wie er sie vor der Zerstörung im Kriege hatte. Bis zu dieser wurde der Kirchbau von zwei Gebäuden gesäumt, in welchen sich bereits damals Wohnungen und Gemeinderäume befanden. Heute steht lediglich ein kleiner Bau, in dem im Winter obdachlose Menschen Unterschlupf finden können. Im Rahmen der Kältehilfe lässt Diakon Wolfgang Willsch jeden Winter sogenannte „Tiny Houses“ (englisch: „Winzige Häuser“) aufstellen, welche im Sommer für die zahlreichen Musikfestivals im Umland der Stadt verwendet werden. Die Gemeinde ist bis heute caritativ sehr umtriebig.
Kirchweihfest erstmals gemeinsam geplant
Am 29. September findet das 125. Kirchweihjubiläum in St. Pius (Palisadenstraße 73–74, Berlin-Friedrichshain) statt. Das Festhochamt wird um 10 Uhr gefeiert. Hauptzelebrant wird Generalvikar Pater Manfred Kollig sein. Anschließend findet das gemeinsame Kirchweihfest mit der St. Mauritiusgemeinde statt. Kinder und Jugendliche aus beiden Gemeinden führen um 13 Uhr ein Bühnenstück auf. Es wird ein Mittagessen vom Grill geben, sowie entsprechend der Gemeindetradition eine Suppe. Um die Zeit bis zur nachmittäglichen Vesper zu verkürzen, werden den Gästen des Jubelbaus Kuchen und Kaffee gereicht. Bereits am Vorabend beginnt die Gemeinde das Jubiläum mit der Vesper, gehalten von Weihbischof Matthias Heinrich in der zum pastoralen Raum gehörenden Kirche St. Antonius.
Bitte beachten, dass am 29. September ebenfalls der Berlin-Marathon stattfindet. Die Anreise ist mit der U5, dem Bus 142 oder per Straßenbahn M5, M6 oder M8 möglich.