„Die Witwe macht uns Mut“

„Anstoß-Ritual“: Mit Saft wird auf errungene Meilensteine der Gleichberechtigung getrunken. | Foto: Evas Arche

Teilnehmerinnen des ökumenischen Gottesdienstes am Internationalen Frauentag blickten auf etliche Meilensteine des für Frauen Erreichten zurück. Aber es sei unangenehm, noch immer eigene Rechte einfordern zu müssen.

her von und für Frauen Erreichte zu feiern und dankbar dafür zu sein“, begrüßte Angelika Plümpe die rund 120 Teilnehmerinnen und fünf Teilnehmer am ökumenischen Frauengottesdienst zum Internationalen Frauentag. Mehr als doppelt so viele wie erhofft, drei Mal so viele wie sonst waren zu diesem ersten Mal, dass er in Berlin gesetzlicher Feiertag war, in die Evangelische Sophienkirche in Berlin-Mitte gekommen.

 

„Dient einander mit euren Fähigkeiten“

„Aber es liegt auch noch Manches im Argen“, fuhr sie fort und sprach die Ungerechtigkeiten in der Teilhabe von Frauen und Männern „hier bei uns in Deutschland und in anderen Ländern“ an. Daher müssten Frauen weiterhin fordern, dass alle ihre Gaben und Fähigkeiten in vollem Umfang einsetzen könnten. Dazu habe schon der Apostel Petrus aufgerufen: „Dient einander mit den Fähigkeiten, die Gott euch geschenkt hat – jeder und jede mit der eigenen besonderen Gabe! Dann seid ihr gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes.“

Während des Liedes „Wenn eine alleine träumt“ versammelten sich alle im Altarraum und im Mittelgang. Gundula Lembke vom Vorbereitungsteam lud zu einem „Anstoß-Ritual“ ein: Mit einem Glas Saft wurde miteinander angestoßen auf Clara Zetkin, auf deren Initiative hin der Frauentag seit über 100 Jahren begangen wird; auf das Frauenwahlrecht, das in Europa erstmals 1906 in Finnland eingeführt wurde; auf 70 Jahre Grundgesetz; auf das Paritätsgesetz, das der Brandenburger Landtag am 31. Januar dieses Jahres verabschiedet hat; auf die Frauenordination in der evangelischen Kirche, die vor gut 75 Jahren eingeführt wurde; auf den Tag der Diakonin am 29. April.

Nach der Schriftlesung vom ungerechten Richter und der hartnäckigen Witwe deuteten Anne Borucki- Voss vom ökumenischen Frauenzentrum Evas Arche und Raya Preiss dieses Gleichnis in einem Predigt-Dialog. Ihr Schluss-Gedanke: „Wir Frauen sind laut dem Grundgesetz gleichberechtigt zu den Männern. Aber wir müssen es noch immer einfordern, auf unser Recht pochen und unangenehm sein. Das ist keine schöne Aufgabe, aber die Witwe im Gleichnis von einem winzigkleinen Sieg der Gerechtigkeit, der dem hartnäckigen Fordern einer Frau zu verdanken ist, macht uns Mut.“

Nach dem Gottesdienst sprach Christine Rabe vom Landesfrauenrat über Frauen-Ziele im Europawahljahr 2019 und die Forderung nach Parität in Parlamenten. Unter den neun Trägerinnen im Vorbereitungsteam waren auf katholischer Seite die Arbeitsgemeinschaft der Ordensfrauen im Erzbistum Berlin, der Katholische Deutsche Frauenbund, die Katholische Frauenseelsorge im Erzbistum Berlin und die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands.