Ein Leben für die Schule

Foto: Josef Bordat

Als Flüchtling in Bayern konnte sie nicht Referendarin werden. Aber unter Kardinal Meisner wurde sie als erste Frau Dezernatsleiterin im Berliner Ordinariat. Am 20. Februar wird Romana Barein 90 Jahre alt.

Nein, rüstig ist sie nicht. Rüstig ist für die heitere und äußerst muntere Jubilarin stark untertrieben.
Geradezu frisch wirkt sie, auch mit ihrem ungebrochenen Engagement für die katholischen Schulen Berlins. Dabei wird sie am 20. Februar 90 Jahre alt. Die Rede ist von Romana Barein, die erste Leiterin eines Dezernats in der Bistumsverwaltung der katholischen Kirche in Deutschland. Frau Bareins Leben weist die
zeittypischen Wendungen und Erschütterungen auf.

In Berlin geboren, musste sie am Ende des Zweiten Weltkriegs nach Bayern fliehen. Sie studierte in Würzburg Mathematik und Physik auf Lehramt. Eine Referendariatsstelle ist für sie, als Flüchtling, außer Reichweite. „Die Bayern haben lieber ihre eigenen Leute genommen.“ Es klingt nicht verbittert. Eher erheitert.

Erfahrung einer bewährten Lehrerin trifft katholischen Weitblick

Romana Barein kehrt 1949 nach Berlin zurück und wird Lehrerin an der Liebfrauenschule. Nach über drei Jahrzehnten im Schuldienst erfolgt 1982 der Wechsel ins bischöfliche Ordinariat. Romana Barein wird Leiterin des Dezernats für Schule, Hochschule und Erziehung. Eine gute Wahl: In ihr trifft sich die Erfahrung einer bewährten Lehrkraft mit dem katholisch geprägten Weitblick für ganzheitliche Persönlichkeitsbildung. Dennoch war es „ganz schön mutig“ von Kardinal Meisner, damals Bischof in Berlin, sie in eine leitende Funktion zu berufen, als eine der ersten Frauen in einer deutschen Diözesanverwaltung. Frau Barein blickt schmunzelnd zurück in die 1980er Jahre. Damals habe sich ja einiges geändert. „Plötzlich gab es Ministrantinnen am Altar.“

Warum dann nicht auch Dezernatsleiterinnen in der Kirchenverwaltung? Der Bischof habe ihr allerdings gleich gesagt, dass ihre Arbeit bestimmten zeitgeschichtlichen Bedingungen unterworfen sei: „Bilden Sie sich nicht ein, dass Sie hier neue Schulen gründen können“, bekam die neue Ordinariatsrätin zu hören. Vielmehr sei es um die Senatszuschüsse gegangen, die wenig später von 70 auf 100 Prozent aufgestockt wurden, so dass die katholischen Schulen mit anderen Privatschulen – etwa den Waldorfschulen – gleichgestellt wurden. Das sei „ein langer Kampf“ gewesen, erinnert sich Romana Barein. In ihrer Stimme hallt immer noch die Entschlossenheit nach, mit der sie diesen Kampf seinerzeit geführt hat. Um zu diesem Erfolg zu kommen, habe man „gut mit der evangelischen Kirche zusammengearbeitet“. Ökumene, kein schlechtes Rezept für die Kirchen in Berlin. Vieles ändert sich, als 1989 die Mauer fällt.

Auch die Sache mit den neuen Schulen. Jetzt konnte es im Osten gar nicht schnell genug gehen mit dem Aufbau einer katholischen Bildungsstruktur. Das Bernhardinum, die Theresienschule, die Grundschule in Petershagen – neue Projekte in einer neuen politischen Großwetterlage: „Es war eine aufregende Zeit!“ Kardinal Meisner, ab 1988 als Erzbischof in Köln, habe noch von seiner neuen Wirkungsstätte aus Container für die Grundschule in Petershagen organisiert, in denen die ersten Klassen behelfsmäßig untergebracht waren – Aufbau Ost in der Kirche. Kardinal Sterzinsky, seit 1989 Bischof in Berlin, habe auch alles mitgetragen und sie sehr unterstützt, erinnert sich Romana Barein. Eine richtige Aufbruchszeit sei das gewesen. Damals. Diesen Schwung wünscht sie sich manchmal zurück, für die Zukunft der Kirche in Berlin.

„Jede Reform bildet sich ein, die Probleme zu lösen“

Auch nach ihrer Pensionierung 1992 blieb Frau Barein der Bildung verbunden. 2007 gründete sie die „Caritas-Schulstiftung Romana Barein“ zur Förderung gemeinnütziger und mildtätiger Ziele der Schulen in katholischer Trägerschaft im Erzbistum Berlin. Die Stiftung hilft sozial schwächeren Familien mit Reisekostenzuschüssen für Schulfahrten, kauft Instrumente, die im Schulorchester gebraucht werden
und finanziert einen an der Liebfrauenschule ausgetragenen Mathematikwettbewerb, um nur einige Beispiele zu nennen. Besonders liegt der Stifterin die Mädchenförderung am Herzen.

Ein Leben für die Bildung entfaltet sich, wenn man mit Romana Barein über ihren Werdegang spricht. Zig Schulreformen habe sie mitgemacht. „Jede Reform bildet sich ein, die Probleme zu lösen.“ Romana Barein lächelt verschmitzt. „Ich habe viele Reformen erlebt. Und überstanden.“ Und es offenbart sich das Leben
einer engagierten Katholikin, ein Leben für die Kirche. Was sie dieser für die Zukunft wünscht? „Dass sie wieder munterer wird.“ Romana Barein ist dabei nicht das schlechteste Vorbild.