Ein Pilgerweg durch den Wald

Die Gruppe im „Land der Missionare“ mit Therese Gerstner von den Missionare Identes.

„Auf dem Pfad der Gerechtigkeit“ hieß es beim Bistumsjugendtag in Zinnowitz. 250 Jugendliche aus Berlin, Brandenburg und Vorpommern begaben sich auf einen Pilgerweg, um Heilige und den eigenen Glauben zu entdecken.

„Wo müssen wir denn jetzt lang“, fragt Charlotte ihre Zwillingsschwester Mariane. Die beiden Stralsunderinnen stehen fragend neben der 23-jährigen Tahera mitten im Wald, den Blick auf eine Karte gerichtet. Darauf sind sechseckige Felder. Jedes steht für ein Land, welches die drei Mädchen mit ihrer Gruppe aus insgesamt acht Jugendlichen auf dem Bistumsjugendtag 2018 (BJT) rund um die Ferien- und Begegnungsstätte St. Otto in Zinnowitz auf Usedom bereisen sollen.

Anders als in den Jahren zuvor gingen die rund 250 Jugendlichen aus dem ganzen Erzbistum auch wirklich auf Pilgerreise, denn die einzelnen Länder „der Nachhaltigkeit“, „der Lebenswege“ oder „der Könige“ befanden sich nicht auf dem Gelände von St. Otto, sondern im Wald. Das Ziel war der Ostseestrand, doch mussten sie zuvor zehn von 14 Ländern bereisen und dies in ihrem „Pilgerheft“ durch einen Stempel dokumentieren. „Ach, gebt mal dem Pfadfinder die Karte“, beschloss Franz aus Demmin, der müsse sie ja lesen können. So führte Johannes aus Greifswald die kleine Gruppe quer durch den Wald. „Das erinnert mich an meine Flucht“, berichtet Tahera, die seit 2010 in Deutschland ist: „Hier habe ich aber keine Angst, hier ist es sicher.“

Diskussion über Roman von Thomas Morus

Gemeinsam singend mit lauter Musik aus Felix‘ Lautsprecher erreichten sie das erste Land der Katholischen Jungen Gemeinde (KjG). Bei der KjG gab es erstmal Getränke zur Stärkung und dann wurde diskutiert über Thomas Morus‘ Roman „Utopia“. In manchen Punkten waren sich die Jugendlichen aus dem Dekanat Vorpommern und Afghanistan sogar einig, in anderen eher nicht. Macht nichts, denn Meinungsaustausch ist wichtig. Nach 30 Minuten ging es weiter, gestärkt und mit einer Saints-Karte von Thomas Morus im Gepäck. Denn das eigens für einen Bistumsjugendtag entwickelte Kartenspiel rund um Heilige der Kirche war auch mit von der Partie. An jeder Station erhielten die Jungen und Mädchen eine Karte zur Erweiterung ihres Decks und zum abendlichen Spielen in der Saints-Arena.

In „AB-Land-ig“, dem Land des Christian-Schreiber-Hauses, wurde es sportlich. Gemeinsam musste die Gruppe einen Parcours bezwingen, sie durften nur auf Pappstücke treten und mussten in zwei Teams unterteilt Gegenstände einsammeln. „Da gab es wirklich ein wenig Konkurrenzkampf, obwohl wir ja eine Gruppe sind“, meinte die 23-jährige Tahera. Teamgeist und Zusammenarbeit war hier gefragt, ehe es eine neue Saints-Karte gab und die acht weiterziehen konnten.

Insgesamt waren die Aufgaben in den einzelnen Ländern aber eher geistiger Natur. Die Jugendlichen wurden angeregt über sich, ihren Glauben und was eigentlich Gerechtigkeit bedeutet nachzudenken. So wie im „Land der Missionare“, das von den Missionare Identes gestaltet wurde. Therese Gerstner war hier Ansprechpartnerin, hatte mit einem Mitbruder ein Rätsel entwickelt. Ziel war eine Bibelstelle aus dem Evangelium nach Matthäus und die Erkenntnis, dass Jesus unsere Vorstellung von Gerechtigkeit durchkreuzt hat mit seinem Tod am Kreuz und die Auferstehung. „Gott macht ein Plus aus unseren Vorstellungen und zeigt, dass es eben noch mehr gibt“, meint die Missionarin Gerstner.

„Wieder mehr in Richtung Rollenspiel“

Nachdenklich machte so die Pilgerreise durch den Wald von Zinnowitz, was bei den Jungen und Mädchen Anklang fand, ebenfalls die Umsetzung des BJT 2018 insgesamt. „Es geht wieder ein wenig mehr Richtung Rollenspiel. Das ist super“, fand der Stralsunder Felix. Dennoch kamen Sonne, Strand, Spaß und Meer wie auch in den letzten Jahren nicht zu kurz.