„Ferien mit Gott“

Blick über das Glatzer Bergland. Foto: privat

Zum 30. Mal hat die Berliner Gemeinschaft Monte Crucis eine geistliche Freizeit in Polen verbracht. Die Initiative zu dieser Mischung aus Urlaub und Wallfahrt hatte 1993 der Jesuitenpater Hubertus Tommek ergriffen.

Als im Sommer 1993 der Jesuit Pater Hubertus Tommek mit der Gemeinschaft Monte Crucis zu einer geistlichen Freizeit nach Polen einlud, ahnte keiner der Teilnehmer, dass sich daraus eine Tradition entwickeln würde.

„Im ersten Jahr waren es ausschließlich Deutsche, die sich auf die Reise begaben, für manche war es eine schmerzliche Begegnung mit der verlorenen Heimat“, berichtet Edelgard Ropel, die von Anfang an dabei war und die Freizeit mitorganisiert. Ein Jahr später kam eine polnische Gruppe hinzu, auch für sie war das Zusammentreffen mit Deutschen nicht ganz unbelastet.

„Das Verbindende, nicht das Trennende zählt“

Mittlerweile sind es rund 80 bis 100 Frauen, Männer und Kinder, die aus Lodz und Berlin in das landschaftlich schöne Glatzer Bergland nach Niederschlesien reisen, um die „Ferien mit Gott“ zu verbringen – wie es Janek, der Leiter der polnischen Gruppe formuliert. Gott steht im Mittelpunkt der Freizeit und bis heute gilt: das Verbindende, nicht das Trennende ist zentral.

„Dass sich Deutsche und Polen im Alter von zwei bis 89 Jahren seit 30 Jahren zu einem gemeinsamen Urlaub mit Wallfahrt nach Wambierzyce (Albendorf) treffen, ist nicht unser Verdienst“ ist Janek überzeugt, „der Geist Gottes hat kräftig mitgewirkt“.

Viele kommen Jahr für Jahr, andere sind zum ersten Mal dabei, manche nehmen nach einer mehrjährigen Pause wieder teil. Einige haben ihren Lebensmittelpunkt inzwischen nicht mehr in Polen oder Deutschland, sondern leben in Schottland, Österreich oder auf dem afrikanischen Kontinent. Die geistliche Freizeit in Duszniki Zdroj (Bad Reinerz) zieht sie dennoch auch in diesem Jahr wieder an.

Ein kleines ehrenamtliches Leitungsteam und die priesterliche Begleitung durch den Jesuiten Pater Adrian Kunert sorgen für den organisatorischen, inhaltlichen und geistlichen Rahmen. Doch letztlich trägt die Bereitschaft aller Mitreisenden, sich zu engagieren, zur Attraktivität und zum Erfolg der Freizeit bei. Man könnte sie als christlichen Aktivurlaub bezeichnen. Auch wenn von Beginn an versierte Wanderund Reiseführer und ehrenamtliche Übersetzerinnen dabei sind, ist das gemeinsame Tun wichtig. So bringen auch diejenigen, die zum ersten Mal dabei sind, ihre Instrumente mit und ergänzen spontan das Musikteam. Eine Physiotherapeutin und Dozentin aus der Gemeinschaft Monte Crucis bietet noch vor dem Frühstück Atem- und Bewegungsübungen an, andere helfen beim Auf- und Umräumen, teilen die deutsch-polnischen Liederbücher aus, die die Gruppe erstellt hat, helfen bei der Vorbereitung eines Lagerfeuers und vieles mehr.

Ein Urlaub, der die Seele erhebt

Freizeit und Erholung kommen dabei nicht zu kurz. Täglich gibt es zwei Angebote für Wanderungen oder Busausflüge, so dass sich nach der heiligen Messe, die meist vormittags gefeiert wird, die Gruppe aufteilt, um in der Mittelgebirgslandschaft zu wandern, Spaziergänge in schlesischen Kurbädern zu machen oder einen gemütlichen Tag in Duszniki Zdroj zu verbringen. Abends kommen alle wieder zu Gebet und Austausch zusammen.

Höhepunkt der Freizeit ist die Wallfahrt nach Albendorf, wo Maria als Königin der Familie verehrt wird. In diesem Jahr haben sich 25 Pilger zu Fuß und teilweise bei Regen auf den 18 Kilometer langen Weg von Bad Reinerz nach Albendorf gemacht. Die anderen verteilten sich nach einem gemeinsamen Gebet auf die beiden Busse, um zur Wallfahrtskirche zu fahren.

„Ferien mit Gott“ – ein treffender Ausdruck, findet Hanna, denn Gottes Wirken und seine Gegenwart seien hier überall spürbar: in der heiligen Messe, in der Natur, in der Begegnung mit anderen Menschen, in der Musik. „Gott lässt uns einstimmen und erhebt unsere Seele“, sagt sie.