Das Erzbistum Berlin lässt die erhöhten Kirchensteuereinnahmen durch die Energiepreispauschale über verschiedene Kanäle Bedürftigen zukommen. Eine viertel Million Euro wurde direkt an soziale Projekte ausgezahlt.
Das Erzbistum Berlin macht es anders. Die über das Gehalt ausgezahlte Energiepreispauschale hatte allen deutschen Bistümern mehr Kirchensteuern eingebracht. Fast alle reichten die Mehreinnahmen an ihre Caritasverbände durch. Im Erzbistum hat der Vermögensverwaltungsrat dagegen entschieden, der Caritas die Hälfte zu geben. Ein Viertel soll an kirchliche Mitarbeiter der untersten Einkommensklasse gehen. Um Geld aus dem verbleibenden Viertel konnten sich soziale Projekte bewerben.
„Wir haben allen 26 Antragstellern Geld gegeben. Da insgesamt 309 000 Euro beantragt wurden, haben wir allerdings nicht immer die beantragten Mittel ausgezahlt“, sagt Uta Bolze, die als Verantwortliche für Fundraising- Entwicklung zur Vergabekommission gehörte. Mit ihr haben dort Beauftragte des Erzbistums für Finanzen, Pfarreientwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, Weltkirche und Pastoral mit entschieden.
Dass unter den geförderten Projekten etliche waren, die nicht in Trägerschaft von Pfarreien oder katholischen Gemeinden stehen, war gewollt. „Wir suchen als Kirche die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren, die sich für Menschen in prekären Situationen einsetzen. Das haben wir mit der Ausschreibung deutlich gemacht“, erläutert Bolze. Voraussetzung für Antragssteller war, dass ihre Angebote allen offenstehen, die in Armut leben.
Der Fonds ermöglicht, in Einzelfällen zu helfen
Das Afrikacenter der Ordensgemeinschaft der Weißen Väter zum Beispiel bekam Unterstützung für eine Lebensmittelausgabe im Görlitzer Park und für die Obdachlosenberatung in Neukölln – beide Dienste nutzen nach Auskunft der Missionare nicht nur Flüchtlinge aus Afrika.
Das katholische Gemeinde- und Begegnungszentrum Müncheberg lädt Menschen mit geringem Einkommen zum gemeinsamen Kochen und zu kostenlosen kulturellen Veranstaltungen ein und erhielt dafür Geld aus dem Fördertopf, ebenso wie die Suppenküche der Franziskaner in Berlin-Pankow und mehrere Laib- und Seele-Ausgabestellen. Dass die nicht nur Geld für den wachsenden Lebensmittelbedarf benötigen, ist Uta Bolze erst bei der Sichtung der Anträge klar geworden. Unter anderem bekamen Ausgabestellen Geld für Zelte, Tische und Bänke, damit Bedürftige verweilen und in Gemeinschaft essen können. Auch eine Kühlzelle wurde bezahlt, damit gespendete Ware, die nicht sofort weitergegeben werden kann, länger haltbar bleibt.
Die soziale Stiftung des Fußballclubs Union Berlin bekommt Geld für ihre Suppenküche vor dem Stadion. „Obwohl der Club schon lange mit der Pfarrei St. Josef in Treptow-Köpenick zusammenarbeitet, zeigten sich die Verantwortlichen überrascht über die Finanzspritze der katholischen Kirche“, berichtet Uta Bolze. Von mehreren Projekten erhielt sie ähnliche Rückmeldungen: „Dass die katholische Kirche uns unterstützt, hätten wir nicht gedacht!“ Eine Kleiderkammer in Berlin-Lichtenrade, die von einem ökumenischen Helferteam geleitet wird, füllt mit Mitteln aus dem Fonds des Erzbistums jetzt Lücken in ihren Beständen. Beispielsweise erhalten sie selten Kleiderspenden für Männer, die kleiner sind als der deutsche Durchschnitt. Auch Schuhe, Unterwäsche und Hygieneartikel sind oft Mangelware.
Die Berliner Lutherkirchengemeinde erhielt Geld für ein Sommerfest mit ehrenamtlichen Helfern und Bedürftigen. Die Pfarrei St. Christophorus Barnim arbeitet mit mehreren sozialen Einrichtungen in der Region zusammen und bekommt Geld, um in Einzelfällen helfen zu können, sei es mit der Anschaffung einer Brille oder mit einer Bus-Fahrkarte.
Auch die Katholische Studentengemeinde (KSG) in Berlin bekam Geld für Einzelfallhilfen. „Wir haben mit vielen internationalen Studierenden Kontakt, die in Deutschland keine Ansprüche auf Sozialhilfe haben. Sie sind auf Unterstützung von zu Hause angewiesen und auf einen Job – den zu finden, ist in Berlin schwerer als viele sich erwarten, gerade für Schwarze“, sagt KSG-Referentin Karen Siebert. Meistens gehe es darum, finanzielle Engpässe für eine begrenzte Zeit zu überbrücken. Auch schwangere Studentinnen suchten Hilfe bei der KSG.
Bis Jahresende müssen die Projekte dem Erzbistum mit Text und Bildern berichten, wie sie das Geld ausgegeben haben. Uta Bolze ist gespannt auf die Berichte.