Gelebtes EuropaBerliner Bistumswallfahrt führte ins polnische Swiebodzin

Berlin / Swiebodzin. Wer Weltkirche erleben wollte, der musste am vergangenen Samstag nicht nach Rom fahren. Im polnischen Swiebodzin fand die Berliner Bistumswallfahrt statt. Mit dabei die 16 muttersprachlichen Gemeinden.

„Ich bin hierher gekommen, weil ich an diesem Ort der Barmherzigkeit ein Zeichen des Glaubens setzen will“, sagt Minh Hung. Er gehört zur vietnamesischen Gemeinde in Berlin und ist an diesem 1. Oktober einer von 1400 Pilgern aus dem Erzbistum, die zu ihrer Bistumswallfahrt ins polnische Swiebodzin (Schwiebus) gekommen sind. Die hier 1998 geweihte Kirche wurde 2008 zum Sanktuarium der Barmherzigkeit Gottes ernannt, der passende Ort also für eine Wallfahrt im „Jahr der Barmherzigkeit“. Noch bekannter ist Schwiebus allerdings durch seine Christus-König-Statue, die mit 33 Metern die größte Christusstatue weltweit ist. Hierhin zogen die Berliner Pilger nach der Eucharistiefeier in der Kirche der Barmherzigkeit mit ihrem Erzbischof Heiner Koch in einer Prozession. Der Anblick der gewaltigen Statue hat viele Wallfahrer erstaunt. Minh Hung ist weniger beeindruckt: „Wir haben in Vietnam auch eine 32 Meter hohe Christusstatue.“

Syrer und Portugiesen, Italiener, Polen, Inder und Kroaten – die Wallfahrt war durch die muttersprachlichen Gemeinden geprägt. Etwa zwei Drittel der Wallfahrer gehörten einer dieser Gemeinden an, sagt Christoph Kießig vom Seelsorgeamt. Auch ein Bus mit Flüchtlingen, die zurzeit in Berlin zu Hause sind, ist nach Schwiebus gekommen.

Vor fünf Jahren hatten die muttersprachlichen Gemeinde schon einmal eine eigene Wallfahrt nach Neuzelle. Diesmal wurde daraus kurzerhand die Bistumswallfahrt. „Wir wollen mehr miteinander tun“, erklärt Hermann Fränkert-Fechter vom Seelsorgeamt. Die Gemeinden sollen auch bei den jetzt entstehenden Pastoralen Räumen im Erzbistum mit inte-griert werden. Dabei sei die Religiösität, die Glaubensfreunde und Offenheit, die die Mitglieder der muttersprachlichen Gemeinden mitbringen, eine große Bereicherung.

Eine gute Gelegenheit zum Kennenlernen bot das Kulturprogramm am Nachmittag, bei dem sich verschiedene Gemeinden mit Folklore aus ihrem Land vorstellten. Besonders beeindruckend war das Theaterstück der chaldäischen Gemeinde, das die Vertreibung der Christen durch den IS aus Mosul schilderte und das mit der eindrücklichen Bitte endetet: „Wir bitten euch alle, für Syrien und den Irak zu beten.“

Die muttersprachlichen Gemeinden seien nicht nur eine Bereicherung, sondern ein echter Reichtum, freute sich Erzbischof Koch. „Kirche ist international.“ Dass die Wallfahrt nach Polen führte, sei „gelebtes Europa: Mögen die Politiker im Moment Schwierigkeiten haben. Wir hier an der Basis gehen weiter Richtung Europa!“

Am Ende der Wallfahrt dankte der für Swiebodzin zuständige Bischof Tadeusz Litynski den Berliner Katholiken, dass sie die Mühe der Pilgerschaft auf sich genommen haben. Die Christus-Statue sei ein Zeichen der Liebe Gottes. „Bei allen Krisen und Schwierigkeiten erfahren wir hier seine Nähe.“

Zur Bildergalerie