Den Themen Sterben, Tod und Trauer will der Pastorale Raum Rügen-Stralsund-Demmin mit den Lazarusdiensten für alle begegnen. Ehrenamtliche können ganz unterschiedliche Begabungen einbringen.
„Wir holen sicherlich keine Menschen vom Tod zurück wie Jesus es bei Lazarus getan hat, aber wir können alles andere drum herum in den Blick nehmen“, ist Pfarrer Andreas Sommer überzeugt. Der Pastorale Raum Rügen-Stralsund- Demmin hat sich deshalb die Hilfe am Ende des Lebens in sein Konzept geschrieben.
Gemeinsam mit vielen Ehrenamtlichen wollen sie sogenannte Lazarusdienste aufbauen. „Das sind Dienste, die Menschen am Ende des Lebens unterstützen können und auch den Angehörigen und Freunden helfen“, so Martina Steinfurth von der Caritas in Stralsund. Mitte September stellten sie ihr Konzept vor und warben um Ehrenamtliche.
Eine Gruppe aus der Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit Stralsund hat sechs unterschiedliche Themenbereiche ausgelotet, in denen so ein Lazarusdienst möglich ist. So sollen Alleinstehende besucht werden, ein sonntägliches Begegnungscafé nach der Messe ist möglich. Eine zweite Gruppe soll sich um eine Art Telefonhotline kümmern. Hier wird es ersten Rat geben: Was muss ich tun, wenn es mir nicht so gut geht? Wer hilft mir, eine Patientenvollmacht auszufüllen? Für die dritte Gruppe stehen der Beistand und auch die Seelsorge in der Sterbestunde im Vordergrund.
Eine tröstende Hand oder Mitgehen zur Beerdigung
Hier greift die Stralsunder Gemeinde auf einen sehr erfahrenen Hospizdienst zurück. Dieser wird mit den Lazarusdiensten kooperieren, bleibe aber eigenständig, wie Martina Steinfurth betonte. „Menschen sind sehr ungerne alleine. Manche brauchen nur, dass wir dasitzen, andere brauchen eine tröstende Hand oder ein Gebet“, so die Demminer Gemeindereferentin Maria Klatt. Für Ehrenamtliche, die sich in der vierten Gruppe engagieren wollen, ist es vorstellbar, dass Menschen begleitet werden, die plötzlich eine Beerdigung zu regeln haben: Wie gestalte ich die Verabschiedungsfeier? Welchen Rahmen gebe ich ihr? Was ist mit Sarg- und Urnengestaltung? Aber auch Anteilnahme und Stärkung sollen möglich sein. „Wie oft haben wir es, dass gar keiner mehr zur Trauerfeier geht, weil gar keiner mehr da ist? Hier können wir helfen und mitgehen“, meint Pfarrer Andreas Sommer. Wichtig ist es den Mitarbeitern, dass die Ehrenamtlichen schauen, wie viel Zeit sie haben. „Auch kleine Dienste sind willkommen! Wenn ich nur einmal im Monat eine halbe Stunde Zeit habe, um mit Frau X, die nicht mehr so gut zu Fuß ist, zum Friedhof zu fahren, damit sie das Grab ihres Mannes besuchen kann, dann reicht das vollkommen aus“, meinte Martina Steinfurth.
Unterstützung für die geplanten Lazarusdienste gibt es vom Erzbischöflichen Ordinariat aus Berlin. „Die Gemeinde übernimmt Verantwortung für die Themen Sterben, Tod und Trauer in der Stadt Stralsund selber und darüber hinaus“, resümiert die Leiterin des Arbeitsbereiches Sendung im Erzbistum Berlin, Uta Raabe, bei der Vorstellung der Lazarusdienste in Stralsund. Damit dies auch gut klappt, bietet das Bistum selber Unterstützung. Das kann in Workshops und Weiterbildungen zu den Themen, die die Ehrenamtlichen bewegen, geschehen: „Ich kann mir vorstellen, dass jemand gut am Telefon sprechen kann, ein anderer eventuell nicht, der möchte es aber machen. Dann kann die Gemeinde für ihn über uns einen Workshop zum Thema Gesprächsführung erhalten.“
Beim nächsten Treffen am 22. Oktober sollen konkrete Dienste starten. „Wichtig ist mir, dass wir fehlerfreundlich sind. Ein Wort, was ich mal auf einer Fortbildung gehört habe. Soll heißen: Was am Anfang ist, kann auch zerbrechen“, meint Pfarrer Andreas Sommer und weiter: „Ich hoffe, dass wir mit unseren Gaben helfen können, Scherben wieder aufzusammeln.“