In Vorpommern war die Freude groß, dass am Pfingstwochenende Gottesdienste gefeiert werden konnten. Doch nach einem positiven Coronatest überschlugen sich die Ereignisse. Anja Goritzka und Martina Steinfurth berichten:
In der ersten Juniwoche wurde bekannt, dass sich ein Priester in der vorpommerschen Pfarrei St. Bernhard mit dem Coronavirus infiziert hatte. Er hatte an Pfingsten vier Gottesdienste geleitet, unter anderem in Demmin, Grimmen und Stralsund. Am 6. Juni verfügte der Landkreis Vorpommern- Rügen durch eine Allgemeinverfügung die häusliche Isolation für die Teilnehmer von einem Gottesdienst in Grimmen und drei Gottesdiensten in Stralsund, darunter auch der ökumenische Verabschiedungsgottesdienst von Andreas Sommer (der Tag des Herrn berichtete). Der Landrat Stefan Kerth stufte das Geschehen als „sehr ansteckend“ ein, denn aufgrund eines bestätigten Covid-19-Falles wurden bei Besuchern der Gottesdienste Tests auf das Coronavirus durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass auch Personen mit SARS-CoV-2 infiziert wurden, die Besucher der Gottesdienste waren und keinen unmittelbaren Kontakt mit der infizierten Person hatten. Das Erzbistum Berlin sagte alle heiligen Messen für das Wochenende vom 6. Juni in Vorpommern ab. Drei weitere Priester, die auf dem Verabschiedungsgottesdienst waren und nicht im Landkreis Vorpommern-Rügen leben, gingen bis einschließlich 15. Juni freiwillig in Quarantäne. Martina Steinfurth, Gemeindeund Pfarreiratsmitglied, berichtet von den Ereignissen:
Aus Fest- wird Schicksalsgemeinde
Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, wird unseren Gemeindemitgliedern der Pfarrei St. Bernhard und unseren evangelischen Geschwistern in Stralsund in unvergesslicher Erinnerung bleiben. Die Freude war groß, als im Mai bekannt wurde, dass wieder Gottesdienste gefeiert werden dürfen. Dafür nahmen wir die strengen Schutzmaßnahmen gern in Kauf. Nach Pfingstgottesdiensten in Stralsund, Grimmen, Demmin und auf Rügen sollte der Festgottesdienst zur Verabschiedung unseres langjährigen Pfarrers Andreas Sommer am Pfingstmontag ein besonderer Höhepunkt werden. Er wurde in ökumenischer Verbundenheit gefeiert, eine lange Tradition und eine Herzensangelegenheit von vielen. Die St. Mariengemeinde stellte uns dankenswerter Weise ihre Kirche zur Verfügung. Der Gottesdienst wurde von einer kleinen Gruppe sorgfältig vorbereitet: Die Kirche wurde vermessen, Anmeldelisten erstellt, Platzkarten verteilt, desinfiziert, Ordner geschult und auf das Benutzen der Schutzmasken hingewiesen. Es gab einen Mini-Chor und Musiker, die den Gottesdienst gestalteten. Ein gelungenes und würdiges Fest, da waren sich die meisten Besucher einig. Umso härter erwischte uns die Nachricht, dass ein Priester, der Pfingsten mehrere Gottesdienste gehalten hatte, aber am Verabschiedungsgottesdienst nicht teilnahm, mit Corona infiziert war. Die Ereignisse überschlugen sich: Gesundheitsämter wurden kontaktiert und die Presse berichtete täglich über St. Bernhard in Vorpommern. Nachdem weitere Personen positiv getestet wurden, verhängte der Landrat des Landkreises Vorpommern-Rügen die Quarantäne. Das gesamte kirchliche Leben in Stralsund kam zum Erliegen.
Bislang wurden acht Betroffene positiv getestet, darunter ein weiterer Priester. Heute wissen wir, dass sich niemand im Festgottesdienst angesteckt hatte. Aber 350 Menschen sind in der Isolation zu einer großen Schicksalsgemeinschaft geworden, sie achten sehr aufeinander: Evangelische Gemeindemitglieder versorgen die Bewohner unseres Pfarrhauses mit Lebensmitteln, Nachbarn backen Kuchen, es werden Fotos aus der Isolation verschickt, Bilder gemalt, Gebete verfasst, Kerzen entzündet und besonders für die Erkrankten gebetet.
Ich bin dankbar für all das, was wir in dieser Zeit erfahren durften, ich bin dankbar für alle Menschen, die uns ihren Zuspruch gaben, für die wohlwollende Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern und auch für manche konstruktive Kritik aus der Öffentlichkeit und für die starke ökumenische Verbundenheit. Bitte beten Sie für unsere Pfarrei, besonders für die Erkrankten.