Katze statt Kreuz

In Berlin-Mitte durften Kinder ihren neuen Spielplatz im Monbijoupark mitgestalten. So zierte ein Kreuz den Turm eines Kletterschlosses. Doch schon kurz nach Fertigstellung wurde es durch eine Katze ersetzt.

Die Kontroverse über vermeintliche und tatsächliche religiöse Botschaften an öffentlichen Berliner Orten nimmt nicht ab. Nun hat sie einen Kinderspielplatz im Bezirk Mitte erreicht. Die Hauptrolle spielen eine junge Architektin, ein Kreuz und eine Katze.

Dabei klang eigentlich alles ganz prima. Nach rund zweijähriger Planungs- und Bauphase war der Spielplatz im Monbijoupark am 5. Dezember feierlich wiedereröffnet worden. „Mich freut ganz besonders, dass wir bei diesem Projekt die Wünsche von Kindern und Jugendlichen aus dem Bezirk einbeziehen und umsetzen konnten. So konnte ein märchenhafter Ort im Herzen Berlins entstehen“, sagte die Bezirksstadträtin Dr. Almut Neumann (Grüne). Ob dem wirklich so ist, daran bestehen mittlerweile Zweifel.

Ein Mädchen namens Louisa hatte sich ein Kletterschloss „mit funkelnden Kreuzen“ gewünscht. Ihre Buntstiftzeichnung mit den zwei goldenen Kreuzen schaffte es ins Gestaltungskonzept, und am Ende zierte zumindest ein lila Kreuz einen der Türme auf dem fertigen Spielplatz, auf dem anderen prangte ein roter Stern. Doch schon zur offiziellen Eröffnung eine Woche später waren beide Symbole entfernt. Auf dem Turm steht statt Kreuz nun eine Katze, auf dem anderen ein Mini-Fernsehturm.

Kreuz-Entfernung wegen Einzelmeinungen?

Was war passiert? Gab es bauliche Mängel? Brachte die Deko die Statik in Gefahr? Mitnichten. „Da die bisher verwendeten Applikationen von einigen Bürgern religiös interpretiert wurden, haben wir uns kurzerhand dafür entschieden die Elemente austauschen zu lassen“, erklärte eine Sprecherin des Bezirksamtes auf Anfrage der „B.Z.“.

War also ein schriftlicher Beschwerdereigen breiter Teile der Bürgerschaft ausschlaggebend für den Sinneswandel? Auf genauere Nachfrage der Zeitung bei Bezirksstadträtin Almut Neumann sagte diese, das Straßen und Grünflächenamt sei „von einigen BürgerInnen (sic!)“ auf die religiöse Konnotation „persönlich angesprochen worden“. Die Mitarbeiter hätten sich „daher kurzfristig nach Aufstellung der Geräte entschieden, das Kreuz durch eine Katze auszutauschen, um diesen – nicht intendierten – religiösen Eindruck zu vermeiden“.

Damit scheinen die Mitarbeiter mit der Stadträtin auf einer Wellenlänge zu liegen: „Ich kann durchaus nachvollziehen, dass als religiös interpretierbare Symbole auf einem Märchenspielplatz thematisch als nicht angemessen empfunden werden.“