„Wider die Versuchung“ heißt der Vortrag über Alfred Delp SJ, den Dr. Andreas Schaller aus Ellwangen bei Stuttgart im Rahmen der Plötzenseer Tage halten wird. Vor wenigen Jahren hat Schaller bereits eine umfangreiche Studie zur Theologie Delps verfasst.
Was fasziniert Sie an dem Jesuiten Alfred Delp?
Schön, dass Sie ausdrücklich nach dem Jesuiten fragen. Denn Alfred Delp wurde, wie er an seine Mitbrüder schreibt, zum Tod verurteilt, weil er Jesuit war und es geblieben ist. Die nationalsozialistische Gegenseite hatte ihm wohl für den Fall, dass er aus dem Orden austritt, die Freiheit angeboten. Und was macht Delp? Er legt im Gefängnis die ewigen Gelübde ab und unterschreibt damit gleichsam sein eigenes Todesurteil. Seine innere Freiheit ist größer als sein Verlangen nach äußerer Freiheit.
Ihr Vortrag heißt „Wider die Versuchung“. Damit sprechen Sie die Urversuchungen Haben-Wollen, Gelten-Wollen und Sein-Wollen an, die der Gründer des Jesuiten-Ordens Ignatius von Loyola als Sperren auf dem Weg zu Gott definierte. Diese Theorie hat Delps Menschenbild sehr geprägt. Wie gehen Sie diesbezüglich in Ihrem Vortrag darauf ein?
Die Versuchungen gipfeln in der Urversuchung, die so alt ist wie die Menschheit: sein wollen wie Gott. Der nationalsozialistische Mensch war dieser Verlockung erlegen. Er hatte versucht, die Weltherrschaft an sich zu reißen, mit den schrecklichsten Folgen, die man sich denken kann. Der zerstörerischen Selbstherrlichkeit hatte Delp eine andere Haltung entgegengesetzt: Anbetung und Hingabe. Delp hat in den langen Wochen seiner Haft im Berliner Gefängnis Tegel buchstäblich am eigenen Leib erfahren, dass die Freiheit nur in Gott zu finden ist.
Wo sehen Sie heute das Erbe Delps? Was hat er erreicht in seinem Leben und durch seinen Opfertod?
Nach der Verurteilung wünschte er sich, dass „andere einmal besser und glücklicher leben dürfen, weil wir gestorben sind“. Wir, damit meint Delp auch seine Mitarbeiter im Kreisauer Kreis, allen voran Helmuth James von Moltke. Sie lebten und starben für ein anderes Deutschland. Es liegt an uns, ob wir uns von ihrem Glaubenszeugnis dankbar in die Pflicht nehmen lassen und ihr Erbe auch wirklich annehmen.
Ist Alfred Delp in gewisser Weise auch ein Vorbild für Sie? Wo ähneln Sie ihm bereits, oder möchten es zumindest?
Großen Respekt, das ist es, was ich für Alfred Delp empfinde. An keinem anderen Ort bin ich so tief bewegt, wie an dem Ort, an dem er und all die anderen gestorben sind.
Sie haben sich auch mit anderen Jesuiten beschäftigt die im Nationalsozialismus Widerstand geleistet haben, beispielsweise mit Pater Rupert Mayer. Wo sehen Sie die größten Gemeinsamkeiten und Unterschiede?
Rupert Mayer wurde 1876 in Stuttgart geboren, Alfred Delp 1907 in Mannheim. So unterschiedlich wie ihre Biographie war auch ihr Temperament. Sie begegneten sich in München, wo Mayer auch begraben liegt. Von Delp gibt es kein Grab. Was sie als Jesuiten verband, war die Bereitschaft, sich ohne Rücksicht auf das eigene Leben für ihren Herrgott einzusetzen. Und noch etwas war ihnen gemeinsam: Beide hatten viel Humor.
Fragen: Alexandra Wolff
Termin:
Am 26. März beginnen die Plötzenseer Tage um 18.30 Uhr mit einem Ökumenischen Friedensgebet in der katholischen Gedenkkirche Maria Regina Martyrum, Heckerdamm 230/232, in Berlin-Charlottenburg. Danach fängt um 19.30 Uhr der Vortrag von Dr. Andreas Schaller „Wider die Versuchung – Vortrag über Alfred Delp SJ“ im benachbarten Ökumenischen Gedenkzentrum Plötzensee, Heckerdamm 226, an.