Philosoph, Publizist, Redakteur

Er braucht gleich drei Computer: Josef Bordat in seinem Arbeitszimmer. | Foto: Cornelia Klaebe

Josef Bordat hat viele Berufe – alle haben mit Schreiben zu tun. In Berlin- Lichterfelde hat der gebürtige Niederrheiner sein sechstes Buch verfasst und von dort überarbeitet er auch den Internet-Auftritt der „Tagespost“.

„Das Interesse der jüngeren Leute an der Kirche ist ja da!“ Josef Bordat glaubt nicht, dass der Kirchenjournalismus ausstirbt, wenn auch die Kirchenzeitungen unter rückgehenden Abonnement- Zahlen schwer leiden. „Zwar sterben immer mehr der älteren Abonnenten, aber es gibt ja reichlich kirchliche Projekte, die auch jüngere Leute ansprechen: Sei es Taizé, die ‚Mehr‘-Konferenzen oder die Weltjugendtage.“ Es gehe darum, neue Lesergruppen zu erschließen.

Schreiben – im Internet wie auf Papier

Kürzlich trat Bordat eine neue Stelle bei der katholischen Zeitung „Die Tagespost“ an, und zwar als Online-Redakteur. Sein erster Auftrag: Die Internetpräsenz der künftig als Wochenzeitung erscheinenden Publikation auf neue Füße zu stellen. Im Dezember soll die neugestaltete Seite freigeschaltet werden.

Dass Online-Projekte die bisher schwer zu erreichende Zielgruppe unter 60 interessieren, davon ist der 45-Jährige überzeugt. Erfahrung hat er dabei mit seinem Blog „Jobo 72“, in dem er Gedanken zur Christlichen Ethik, Existenzphilosophie, Erkenntnistheorie und Wissenschaftskritik aufgreift – und gelesen wird. Auch für die Zeitung hat er Ideen: „Wir müssen neue Formen des Abos auf den Markt bringen.“ Es gehe nicht mehr, sich „für Jahre binden“ zu müssen, dafür verändere sich die Medienlandschaft zu rasch.

Aber Josef Bordat schreibt nicht nur im Internet. Anfang Dezember erscheint bereits das sechste Buch des Doktors der Philosophie. „Allerdings sind vor allem die letzten drei von allgemeinem Interesse, die Dissertation dagegen verstaubt im Regal“, schmunzelt er. Überhaupt habe er gemerkt, dass es vom wissenschaftlichen zum populärwissenschaftlichen Schreiben ein großer Schritt sei, und von dort zum Journalismus ebenfalls. „Als Redakteur habe ich wieder ganz neue Herausforderungen – plötzlich muss ich auch an den Texten anderer arbeiten, Bilder auswählen und Überschriften machen.“ Eine persönliche Basis sind dem professionellen Schreiber der Sport und der Glaube. Mit dem Fahrrad fährt er zur Kirche und in Bibliotheken, im Fitnessstudio kann er gut nachdenken. „Der Glaube spielte bereits in meiner Kindheit eine große Rolle“, sagt der gebürtige Niederrheiner. Von Straelen, wo er aufwuchs, in den Wallfahrtsort Kevelaer sind es nur 17 Kilometer: „Wenn man morgens um vier Uhr lospilgert, kann man um acht gut da sein“, weiß er.

Andere Weltanschauung und der eigene Glaube

Während des Studiums der Philosophie und Soziologie in Berlin und Arequipa/Peru sei er mit anderen Weltanschauungen in Berührung gekommen, erzählt er weiter, „dadurch hat sich mein Glaube vertieft“. So versuche er, täglich die Messe mitzufeiern, „zuhause“ in Mater Dolorosa, in der Rosenkranzbasilika und anderen umliegenden Kirchen. Er pflegt Morgen-, Abend- und Tischgebet. Viel gegeben haben Bordat auch Klosteraufenthalte, unter anderem in Heiligenkreuz in Österreich und Montserrat in Spanien. „Aber auf lange Sicht ist das für mich nichts, und das Thema ist ohnehin durch“, sagt er – und blickt auf seinen Ehering. Seit 2003 ist Bordat verheiratet mit einer Peruanerin, Roxana. Mit ihr lebt er in Berlin-Lichterfelde.

BUCHTIPP

Sünden oder nicht Sünden … Nach „Das Gewissen“ und „Credo“ veröffentlichte Josef Bordat am 27. November mit „Von Ablasshandel bis Zölibat. Das ‚Sündenregister‘ der Katholischen Kirche“ eine Essenz von fünf Jahren Arbeit. Das als Nachschlagewerk gestaltete Buch solle eine „Argumentationshilfe für katholische Christen sein, die in ihrem Umfeld unter Druck geraten“, so der Autor. Auch Kirchenkritiker könnten es mit Gewinn lesen. Über Drohbotschaft, Hexen, Sexualmoral und weitere Themen, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden, klärt Bordat gekonnt und gut lesbar auf.

Josef Bordat: Von Ablasshandel bis Zölibat. Das „Sündenregister“ der Katholischen Kirche; Lepanto Verlag; ISBN 978-3- 942605-16-8; 17,90 Euro