Berlin/Nauen. Würde der Heilige Franziskus heute leben, wäre er wohl für die Obdachlosen und Drogenabhängigen da. Deswegen feierte die Franziskusschule aus Berlin das Namensfest ihres Schulpatrons in einer Suppenküche und auch die Fazenda Gut Neuhof gedachte wieder des Heiligen.
Auf der Fazenda in Nauen lebenMänner, die lange Zeit süchtig waren. Auf der Fazenda da Espreança (Hof der Hoffnung) lernen sie, Worte der Bibel als Leitlinie für ihr Leben zu nutzen und erfahren, wie dadurch ihr Denken und Handeln erneuert werden kann. Viele von ihnen lernen hier zum ersten Mal, was es bedeutet, in einer Gemeinschaft zu leben, in der es alle Menschen gut mit einem meinen – ohne sich aufzudrängen oder Ratschläge zu geben, die bekanntermaßen auch Schläge sein können.
Lieber die Tiere als den Garten versorgen
Fibich die Besucher über das Gelände. Er zeigte die Häuser und gewährte einen Einblick in den Stall. Fibich kümmert sich hier um die Woll- und Sattelschweine, die Kaninchen und Hühner. Anschließend führte er die Besucher zum Garten, in dem Kartoffeln, Tomaten und Zwiebeln wachsen. „Ich habe großen Respekt vor dem Mann, der sich um diesen Garten kümmert“, sagte Fibich. „Ich könnte nicht hier sitzen und Unkraut zupfen.“ Vor der Kapelle erzählte er von seinen ersten Versuchen, von den Drogen loszukommen. „Die Psychologen glaubten, dass jeder, der Drogen nimmt, eine schlimme Kindheit hatte“, berichtet Fibich, der aber eine schöne Kindheit hatte. „Ich habe ihnen versucht zu erklären, dass ich einfach nicht wusste, wie schädlich Drogen sind, dass ich dachte, sie seien gut für mich, weil sie mir gut taten.“ Als das nicht gelang, dachte er sich eine schlimme Kindheit aus, verstrickte sich aber in Lügen. „Dann sah ich im Gefängnis einen Flyer von der Fazenda. Die Tatsache, dass man hier keinerlei Drogen nehmen darf, drei Monate keinen Kontakt zu Freunden und der Familie aufnehmen kann und dauernd beten muss, fand ich sehr abschreckend“, beschreibt Fibich seinen ersten Eindruck. „Aber als ich sah, dass es hier keine Psychologen gibt, wollte ich es doch mal versuchen.“ Jetzt lebt er schon mehrere Monate auf der Fazenda in Nauen und wirkt sehr ausgeglichen.
Das Festprogramm begann mit einer Begrüßung, einem Film über die Fazenda, vielen Liedern und einer Pantomime. Die Besucher konnten an Gesprächsgruppen teilnehmen. Im Workshop „Familie der Hoffnung: Botschafter der Hoffnung sein“ erzählten Mitglieder der Fazenda über ihre Tätigkeiten, man konnte „Lieder und Leben auf der Fazenda“ kennenlernen oder „den Anderen begegnen: Impulse aus dem Leben von Franziskus“ mitnehmen. Vor einem halben Jahr war das Projekt Starkmacher auf der Fazenda in Nauen und probte das Musical „Streetlight“ mit Schülern. Teresa Parlasca und Anna Ahl von diesem Projekt zur Gewaltprävention überreichten deswegen beim Programmauftakt eine Plakette mit der Aufschrift „Starkmacher-Schule“ und dazu gab es auch den Workshop „Starkmacher – ein praktischer Einblick“. Der Tag endete schließlich mit einer heiligen Messe.
125 Jahre Katholische Schule Sankt Franziskus
Die Katholische Schule Sankt Franziskus (KSSF) feierte ihr 125-jähriges Bestehen in Berlin- Pankow. „Wir wollten dieses Jubiläum gerne mit einer franziskanischen Einrichtung feiern“, erzählt Schulleiter Martin Schröder. „Und so kam es zu der Idee ‚Franziskus-Schule meets Franiskaner- Suppenküche.“ Der Leiter der Suppenküche, Franziskanerbruder Andreas, fand die Idee gut – nur nicht den Gedanken, auf dem Winterfeldt-Platz in Schöneberg zu feiern. „Bruder Andreas meinte, dass da kein Obdachloser hinkommen würde und lud uns deswegen in die Suppenküche nach Pankow ein“, erinnert sich Claudia Reuer, Konrektorin der KSSF-Grundschule. Und so wurden ab 8 Uhr morgens Marktstände aufgebaut, an denen Schüler und Lehrer selbst gebackenen Kuchen, Waffeln und Salate aus aller Welt anboten.
„Wir essen den Menschen, die zur Suppenküche kommen, also nichts weg“, schmunzelt Schröder. „Im Gegenteil: Jeder Schüler hat zu Beginn des Schuljahres einen Euro von seinem Taschengeld für dieses Fest gespendet. Aber am 8. Oktober feiern wir ja noch ein Hoffest mit der Schulgemeinschaft und die dortigen Einnahmen werden von uns gespendet.“
Darüber hinaus stellten der Lehrer-Chor, die Schüler des Darstellenden Spiels und viele andere ein Programm zusammen. So war auch der Sonnengesang des Heiligen Franziskus zu hören – als Rap.
Die Menschen, die sonst zur Suppenküche kommen, waren natürlich auch herzlich eingeladen, mitzufeiern. Und sowohl Schul- als auch Suppenküchenleiter zeigten sich beeindruckt davon, wie gut die Schüler und die Suppenküchenbesucher ins Gespräch kamen.
„So ein Fest in der Suppenküche ist schon etwas ganz Besonderes und Einmaliges“, betont Bruder Andreas. „Wir veranstalten immer mal Projekte mit Schulen. Aber einen ganzen Tag lang dauerte so etwas noch nie.“