Verbindende Vielfalt

Interreligiöser Dialog: Rabbinerin Gesa Ederberg spricht mit einer muslimischen Mutter aus Syrien. | Foto: Patrick Pehl

Am Beginn der Interkulturellen Woche in Berlin stand dieses Jahr ein Spaziergang durch das Scheunenviertel. Mit Gebet, Gespräch und Gesang wurden dabei die verschiedensten religiösen Stätten besucht.

Das Wetter war herbstlich feucht, als sich die Veranstalter der interkulturellen Woche zur Eröffnung der 43. Ausgabe eben jener vor dem Friedensmosaik in der großen Hamburger Straße mit den rund 60 Besuchern trafen. Direkt nebenan befindet sich die jüdische Schule: Die interkulturelle Woche Berlin begann in diesem Jahr mit einem Spaziergang durch das Scheunenviertel in Mitte. „Vielfalt verbindet – Komm mit!“, war das Motto.

Nach einigen Eröffnungsworten, unter anderem auch vom Vorsitzenden des Diözesanrates Bernd Streich, sprach der Imam Osman Örs vom „House of One“ über gefühlte Sicherheit in der Weltstadt Berlin. „Unsere Stadt wandelt sich, politische Verhältnisse geraten ins Wanken“, so Örs.

Wo Martin Luther King predigte

Gemeinsam mit seinen Gesprächspartnern blickt er ermutigt in die Zukunft, auch wenn sie sich einig waren, dass sich in der Stadt etwas verändert. In fünf weiteren Etappen machte sich die Schar – begleitet durch die Klänge einer Trompete – auf zur rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinde St. Georgios in der Auguststraße. Nach jedem Teilstück wurde ein anderes Lied auf dem Blasinstrument angestimmt. Eine der Etappen war das St. Hedwig-Krankenhaus. Vis à vis des Brunnens im Hofe berichtete Schwester Oberin Waltraud Schnitker über die aktuelle Arbeit für Geflüchtete im Krankenhaus und auch über die Anfänge ihres Ordens im Hause. Weiter wurde über die Stiftungsprofessur für interkulturelle Psychiatrie des Alexianer-Krankenhauses berichtet. Die Borromäerin war die Repräsentantin des Erzbistum beim Friedensweg. Einige wenige Hausnummern zuvor stellte die Pfarrerin der Gemeinde am Weinberg, Christine Schlund, in Talar und Beffchen den Ort vor, an welchem bereits Martin Luther King auf den Tag genau vor 54 Jahren predigte. Es war die altehrwürdige Sophienkirche, an der heute eine Erinnerungsplakette zum Gedenken anregt.

Am Denkmal für das Wirken jüdischer Bürger am Koppenplatz sprach Rabbinerin Gesa Ederberg mit einer muslimischen Mutter aus Syrien und stellte fest, dass ihre Lebenswege nicht weit auseinander liegen. Zuvor berichtete die Mutter von ihrem Ankommen in Deutschland vor mehr als dreißig Jahren sowie den Problemen mit dem Leben ohne deutsche Staatsangehörigkeit mitten in der Hauptstadt.

Mit Kerzenschein und bunten Bändern

Bischof Hanna Haikal lud die Menge zum Gebet für den Frieden in seine Kirche in der Auguststraße. Begrüßt wurden die Gäste am Portal mit Kerzenschein und bunten Bändern in den Farben des Regenbogens. In Sichtweite befindet sich die neue Synagoge. Nach einem geistlichem Wort des evangelischen Bischofs Markus Dröge wurden in verschiedenen Sprachen gemeinsame Gebete für Frieden, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Toleranz gesprochen. Da Dröge sein Bischofskreuz im Auto vergaß, lieh ihm der orthodoxe Bischof kurzerhand ein Brustkreuz aus seinem Fundus. Zum Schluss wurden die am Eingang verteilten bunten Bändern genutzt, um den Kirchenraum mit einem Friedensnetz zu durchweben.

Und weil fast nichts besser wirkt, Kulturen einander näher zu bringen, gab es im Anschluss noch einen Empfang mit Speisen und Getränken.