Beim Katholikentag Vorpommern in Zinnowitz drehte sich alles um Wegweiser und Profilbilder. Es musste auch Abschied genommen werden: Die Schwestern Luzia Thonak und Agnes Mareczek verlassen das St. Otto-Heim.
„Ein Rad, das muss auch rollen, hinausrollen zu den Menschen und eventuell rollen auch einige mit“, so Domkapitular Stefan Friedrichowicz in seiner Predigt am vergangenen Sonnabend beim Katholikentag Vorpommern auf dem Gelände des Hauses für Begegnung und Familienferien St. Otto in Zinnowitz auf Usedom. Er hatte sich das Fahrrad als Metapher für das eigene Glaubensleben vorgenommen: So sei die Nabe in der Mitte ohne Frage der Bund, den Gott mit uns Menschen geschlossen habe, den wir in der Heiligen Eucharistie feiern. Die Speichen seien dann die Bindung an diesen Bund. Während die Felge wir selber seien: „Das sind wir, das ist die Gemeinde, das sind die Beziehungen.“ Doch auf dem Mantel, das Profil, käme es dann an, besonders in den neuen Pastoralen Räumen.
Mit der Festlegung der drei Pastoralen Räume im Dekanat Vorpommern wurde auch geregelt, dass das jährliche Treffen – der Katholikentag Vorpommern – hier in Zinnowitz stattfindet, immer unter einem anderen Thema. Diesmal stand der Tag unter dem Titel „Wegweiser“ nach Buch Ruth 1, 16: „Wohin du gehst, dahin gehe auch ich, dein Gott ist mein Gott.“ Neben Austausch, Gesprächen und gemeinsamen Essen konnte sich also jeder fragen: Wer ist für mich ein Wegweiser, was weist mir den Weg?
Vorgestellt: Dritter Orden der Franziskaner
Heilige, natürlich, waren und sind da als erstes zu nennen: Der „dritte Orden“ Ordo Franciscanus Saecularis (OFS), der sich in der Nachfolge des heiligen Franz von Assisi versteht und den es seit 2018 im mecklenburgischen Waren an der Müritz gibt, stellte sich vor. Der OFS sieht sich als Anlaufpunkt für Gläubige sowohl aus Mecklenburg, welches zum Erzbistum Hamburg gehört, als auch für Vorpommern. Auch vor Ort waren die Malteser: 13 junge Helfer aus Berlin zeigten ihr Können und beeindruckten vor allem kleinere Besucher. Der Wolgaster Pfarrer im Ruhestand Norbert Illmann nahm einen Märtyrer des 20. Jahrhunderts in den Blick. In einem Vortrag informierte er die interessierten Zuhörer über Matthias Kaiser, einen jungen Mann, geboren in Kronach, der am 29. November 1944 in Anklam mit 23 Jahren hingerichtet wurde. Sein Kreuz bestehend aus den lateinischen Worten Phos – für Licht – und Zoe – für Leben – und auch sein Rosenkranz werden seit 1970 vom „Kreis Junger Missionare“ (KIM) im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils weitergetragen.
Auch in der aktuellen Stunde wurden unterschiedliche Blicke auf Persönlichkeiten geworfen, die das jetzige Dekanat Vorpommern prägten, wie Maximillian Kaller, der auf Rügen tätig war. Der spätere Bischof des Ermlandes in Ostpreußen wirkte von 1905 bis 1917 auf Deutschlands größter Insel. Er erbaute die Kirche in Garz für die polnischen Schnitter, Saisonarbeiter, und legte die Fundamente seiner späteren Seelsorge als Pfarrer in Berlin St. Michael, wo er die Idee des Laienapostolats entwickelte, die heute so selbstverständliche Mitarbeit von Laien in der Seelsorge.
Doch beim diesjährigen Katholikentag Vorpommern musste auch Abschied genommen werden: Nach 14-jährigem Wirken im Zinnowitzer St. Otto Heim werden Schwester Luzia Thonak und Schwester Agnes Mareczek die Familien- und Begegnungsstätte verlassen. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich zweimal hier Schwestern verabschieden muss“, meinte auch der Dekan für Vorpommern Pfarrer Andreas Sommer traurig. Damals, als die Marienschwestern von der Unbefleckten Empfängnis aus Altersgründen gingen, war es eine glückliche Fügung, dass sich die Franziskanerinnen fanden, um hier zu wirken. Jetzt sei es aber Zeit weiterzugehen, meinten sie. Ohne Zweifel sorgten beide für ein spirituelles Profil, nicht nur in St. Otto sondern auch in der Usedomer Gemeinde, waren immer ansprechbar sowohl für Gäste als auch Einheimische. Wie sich das Profil der Familien- und Begegnungsstätte in Zinnowitz nun verändern wird, bleibt abzuwarten.
Auch welche Profile sich in Vorpommern mit den drei Pastoralen Räumen bilden werden, bleibt spannend. So wurde bekannt, dass sich der Pastorale Raum Greifswald-Anklam/Wolgast- Usedom den heiligen Otto als Namenspatron gewählt hat. Der Pastorale Raum Rügen-Stralsund- Demmin hingegen den heiligen Bernhard von Clairvaux.