Alte Traditionen, Zuzüge aus Polen und eine engagierte Caritas vor OrtPastoraler Raum Hoppenwalde/Pasewalk geht in die Entwicklungsphase

Begnung mit Klienten im Caritas Regionalzentrum Pasewalk, stehend v. l. Erzbischof Koch, Dahlemann und Liebisch. Foto: Goritzka

Staatssekretär Dahlemann, Erzbischof Koch und Detlef Ebert, Bürgemeister von Löcknitz (v. l.). Foto: Goritzka

Gemeinsam unterwegs im Pastoralen Raum Hoppenwalde/Pasewalk. Foto: Goritzka

Mit einer heiligen Messe eröffnete Erzbischof Heiner Koch den dritten Pastoralen Raum im Norden des Erzbistums. Die Pfarreien Pasewalk und Hoppenwalde mit mittlerweile neun Gottesdienststandorten, drei Priestern, einer Gemeindereferentin und 3.100 Gemeindemitgliedern auf 1.640 Quadratkilometern starten als kleinster der drei Pastoralen Räume Vorpommerns gemeinsam in die Entwicklungsphase. Dabei ist das katholische Leben vor Ort trotz der Weite erstaunlich vielfältig wie Erzbischof Heiner Koch vor dem Start-Gottesdienst erfuhr.

Da gibt es die katholischen Gemeinden Hoppenwalde, Viereck und Blumenthal, die um 1748 von acht pfälzischen Familien gegründet wurden. So mancher Katholik vor Ort kann seine Wurzeln direkt auf diese zurückführen und ist stolz darauf, zumal der Glaube mitten in der Diaspora auch über unterschiedliche Staatssysteme hinweg erhalten blieb. Noch heute drückt sich dieses Glaubensleben unter anderem durch die Fronleichnamsprozessionen aus.

Zuzug polnische Katholiken als besondere Herausforderung

Hinzu kommen insbesondere rund um die Ortschaften Löcknitz und Penkun seit einigen Jahren immer mehr polnische Mitbürger, die auf der deutschen Seite leben und auf der polnischen – in Stettin – arbeiten. Diese zu integrieren und keine eigenständige polnisch-sprachige Gemeinde entstehen zu lassen, ist besonderes Anliegen der Pfarrer vor Ort. Deshalb bietet Pfarrer Grzegorz Mazur seit Oktober in der evangelischen Kirche von Löcknitz immer sonntags um zwölf Uhr eine polnisch-sprachige Messe an.

Die Projektstelle „Glaube ohne Grenzen“ mitfinanziert durch das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken soll als Brücke dann zwischen den polnischen und deutschen Katholiken fungieren. Die 37-jährige Klaudia Wildner-Schipek ist seit Januar diese Brückenbauerin. Sie verbrachte einen Teil ihrer Kindheit in Deutschland, den anderen in Polen bei Stettin. Ihre Herzenssprache ist Polnisch, wie sie selber sagt.

Die Politiker vor Ort wie der Löcknitzer Bürgermeister Detlef Ebert begrüßen diese Entwicklungen, denn die Grenzregion sieht sich eng miteinander verbunden. Seit 2004 leben und bauen polnische Bürger in dem Gebiet rund um Löcknitz. Die Kindertagesstätten und Schuleinrichtungen, insbesondere das deutsch-polnische Gymnasium werden auch von ihnen genutzt. Zur Erstkommunion ihrer Kinder fuhren die meisten bislang nach Polen. Denn ihr Glaube war in ihrer neuen Heimat kein Thema. Dies soll sich nun ändern, wenn es nach Pfarrer Mazur geht. „Wir sind eine Region“, betonte auch der Parlamentarische Staatssekretär für Vorpommern Patrick Dahlemann im Gespräch mit Erzbischof Heiner Koch.

Caritas als Brückenbauer zu den Menschen am Rande

Der SPD-Politiker und gebürtige Pasewalker lobte vor allem das Engagement der Caritas vor Ort: „Diese Arbeit ist bewundernswert und wichtig.“ Die Caritas versteht sich als Brückenbauer, insbesondere zu den Menschen am Rande der Gesellschaft. Im ehemaligen Landkreis Uecker-Randow mit seinen rund 73.000 Einwohnern bietet das Caritas-Regionalzentrum Pasewalk beispielsweise Arbeitsprojekte für langjährige Arbeitslose. Dazu kommen Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung, Beschäftigungsprojekte auf dem Caritas eigenen Holzhof und mit dem CariMobil mobile soziale Beratung in der von Seen und Wäldern geprägten Region.

Doch die Finanzierung dieser Angebote wackelt. Seit Anfang 2016 befinden sich die Träger im Gespräch mit der Landesregierung. Sie möchte die Struktur der Beratungslandschaft in Mecklenburg-Vorpommern entscheidend verändern. „Wenn die neue Struktur in Mecklenburg-Vorpommern kommt, können wir Beratungsdienste nicht halten und andere Angebote fallen weg. Sogenannte Minimalstandards sind unzureichend“, meinte dann auch die Caritasdirektorin im Erzbistum Berlin Ulrike Kostka und ergänzte: „Wir wollen aber da sein!“ Der Bedarf an Sozial- und Beratungsleistungen ist in der östlichen Region Mecklenburg-Vorpommerns sehr hoch, insbesondere eine aufsuchende Beratung von Vorteil. Diese muss aber auch gut ausfinanziert werden. „Beim CariMobil ist eine längerfristige Finanzierung derzeit unsicher“, so Alexander Liebisch, Leiter der Caritas Pasewalk.

Liebisch ist darüber hinaus dankbar für die engere Zusammenarbeit mit der katholischen Gemeinde vor Ort. So unterstützte ihn Pfarrer Grzegorz Mazur im letzten Jahr zum Beispiel bei den Beerdigungen zweier Klienten. Liebisch: „Die Menschen hatten zwar nichts mit Kirche am Hut. Aber dennoch war es gut, dass der Pfarrer eine Rede hielt, um ihnen die Würde zu erhalten.“