„Und hier, in diese freie Mitte des Treppenaufgangs, wird ein Fahrstuhl eingebaut.“ Michael Reining führt durchs Pfarrhaus von St. Josef in Köpenick. Es wird in diesen Wochen umgebaut. „Wer in den Pfarrsaal wollte, musste diese acht Stufen hoch“, zeigt Reining auf die Treppe, die von der Eingangstür nach oben führt, „und das Pfarrbüro ist noch eine Etage drüber. Das ist besonders für Ältere sehr beschwerlich.“
Michael Reining ist Verwaltungsleiter des Pastoralen Raums Treptow-Köpenick. Den Umbau des Pfarrhauses zu koordinieren, gehört zu seinen Aufgaben. Mit der Sanierung und Umgestaltung zieht der zentrale Sitz der Verwaltung des Pastoralen Raums in das rote Backsteingebäude direkt an der Kirche ein. Neben dem bereits vorhandenen Pfarrbüro und dem Pfarrsaal entstehen Räume für den Verwaltungsleiter und die Verwaltungskraft sowie für den Kirchenmusiker. „Der Pfarrer zieht in die Wohnung unters Dach. Zudem wird eine Mietwohnung geschaffen, aus deren Einnahmen wir den Umbau mitfinanzieren können“, ergänzt Reining.
Seit November arbeitet der 57-Jährige zu 50 Prozent in Treptow-Köpenick. Die anderen 50 Prozent seiner Arbeitszeit widmet er dem Pastoralen Raum Wuhle-Spree, in dem er ebenfalls als Verwaltungsleiter tätig ist. „Dienstags und freitags bin ich in Köpenick und mittwochs und donnerstags in meinem Büro in Friedrichsfelde. Montags wechsle ich je nach Arbeitsmenge ab“, erklärt er. Grundsätzlich sei aber Flexibilität gefragt. „In Stein gemeißelt sind diese Zeiten und Orte natürlich nicht, zum Beispiel bei Gremiensitzungen am Abend.“
Entlastung in Verwaltungsfragen
Bereits mit dem Start eines Pastoralen Raumes in die Entwicklungsphase wird die Stelle eines Verwaltungsleiters in der Regel mit einem Beschäftigungsumfang einer halben Stelle geschaffen. Hinzu kommt zusätzlich eine Verwaltungskraft, ebenfalls mit einer halben Stelle. Mit Blick auf den wachsenden Verwaltungsaufwand der künftigen großen neuen Pfarreien teils mit weit mehr als 20.000 Katholiken, teils mit sehr weiten Entfernungen, teils mit bis zu vier Kitas sollen Verwaltungsleiter die Seelsorger sowie den ehrenamtlichen Kirchenvorstand in Verwaltungsfragen unterstützen. Seit 1. August sind zehn Verwaltungsleiter in 17 Pastoralen Räumen und einer neuen Pfarrei im Erzbistum Berlin tätig.
Michael Reining versteht sich als Berater und Dienstleister für die Pfarrer und Kirchenvorstände der insgesamt sieben Pfarreien in den beiden Pastoralen Räumen. Seine Aufgabe ist es, für Entlastung in Verwaltungsfragen zu sorgen. Er kümmert sich unter anderem um die Vor- und Nachbereitung der Sitzungen der Kirchenvorstände, arbeitet in den Bauausschüssen mit, trifft sich mit den Pastoralteams und bildet die Schnittstelle zu den verschiedenen Abteilungen im Erzbischöflichen Ordinariat. „Weder besitze ich Stimmrecht im Kirchenvorstand noch handle ich eigenmächtig über den Pfarrer hinweg, sondern ich übernehme Aufgaben, die mir übertragen werden“, erklärt er seine Dienstleister-Position. „Kirchenvorstand und Pfarrer leiten und entscheiden. Ich unterstütze sie nur.“
So habe er beispielsweise vor kurzem in Köpenick ein Bewerbungsverfahren der Pfarrei begleitet. Er entwarf die Ausschreibung, sondierte die eingehenden Bewerbungen vor, lud zum Gesprächstermin ein und stimmte nach der Entscheidung alle Formalien mit dem Erzbischöflichen Ordinariat ab. In den Pfarreien von Wuhle-Spree kümmert er sich zum Beispiel zunehmend um die Verwaltung von Mietwohnungen. Die Pfarrei „Vom Guten Hirten“ hat eigens eine Aufgabenaufteilung für ihre Gemeindeverwaltung erarbeitet, in der sie festhält, für was Pfarrer, Kirchenvorstand, Verwaltungsleiter und Rendantin jeweils konkret zuständig ist. So übernimmt zum Beispiel die Rendantin die Haushaltsplanung, der Kirchenvorstand sorgt sich um die Planung und Durchführung von Baumaßnahmen und Reining kümmert sich unter anderem um die Verträge in den Bereichen Vermietung, Verpachtung und Wartung.
Der katholische Familienvater bringt dazu reichlich Berufserfahrung mit. Zum Finanzbeamten ausgebildet hatte der gebürtige Karlsruher sich berufsbegleitend zum Personalfachwirt weiterqualifiziert und dann in karitativen Einrichtungen als Personalleiter in Berlin und bei Bonn gearbeitet. Der im Erzbistum Berlin noch neue Beruf des Verwaltungsleiters ist ihm vertraut, arbeitete er doch in den letzten Jahren bereits als solcher in zwei Pfarreien im Erzbistum Köln. „Dort kümmert sich ein Verwaltungsleiter vor allem um Personalangelegenheiten unter anderem der pfarreieigenen Kitas. Zudem bereitet er die Kirchenvorstandssitzungen vor“, erklärt Reining.
Im Pastoralen Prozess
„Meine beiden Pastoralen Räume befinden sich in ganz unterschiedlichen Phasen der Entwicklungsphase“, spricht Reining eine besondere Herausforderung an, die sich dem Verwaltungsleiter im Pastoralen Prozess „Wo Glauben Raum gewinnt“ stellen. Denn während Wuhle-Spree im letzten Herbst gestartet ist und sich mitten im Kennenlernen befindet, wird es in Treptow-Köpenick bereits konkreter. Als Verwaltungsleiter übernimmt Reinig die Aufgabe des Sprechers der obligatorischen „AG Liegenschaften und Finanzen“, in die jeder Kirchenvorstand entsprechende Mitglieder entsendet.
Im Pastoralen Raum Wuhle-Spree wurde diese AG erst vor kurzem durch den Pastoralausschuss gegründet. „Im ersten Jahr der Entwicklungsphase lernen die Kirchenvorstände alle Standorte ihres Pastoralen Raums kennen“, nennt Reining die ersten Aufgaben, „und sich informieren sich gegenseitig über die entsprechenden Finanzsituationen informieren.“
In Treptow-Köpenick steht die „AG Liegenschaften und Finanzen“ bereits vor anderen Herausforderungen, betont er. Sie nimmt sämtliche Immobilien der Pfarreien, einschließlich der Mietobjekte in Augenschein: „Wir diskutieren anhand der vorliegenden Analysen zum Zustand und zur Nutzungssituation die künftige Entwicklung unserer Gebäude.“ Dies beinhalte neben der zentralen Frage, was es braucht, um Standorte dauerhaft zu erhalten, auch das Nachdenken über die Umnutzung von Liegenschaften bis hin zu ihrem Verkauf oder sogar über etwaige Neubaulösungen und das alles im Sinne des Pastoralkonzepts. „Was die Finanzen betrifft, wurde ich von der AG beauftragt, mich mit den Rendanten über den Aufbau der Haushaltspläne abzustimmen, damit vergleichbare, einheitliche Haushaltspläne für 2019 aufgestellt werden können.“ Dies solle, so Reining, es vereinfachen, mit der Gründung der neuen Pfarrei einen gemeinsamen Haushaltsplan aufzustellen und schließlich die Buchhaltung auf das Doppik-Verfahren umzustellen.
Am Ende des Rundgangs durchs Köpenicker Pfarrhaus zeigt Reining in seinem Büro ein Modell der Josefskirche mit einem neuen Turmhelm aus Metall, einer schönen hohen Kirchturmspitze, die dem Gotteshaus in den 70ern abhandengekommen ist. Gefragt, wie er zwischen seinen beiden Arbeitsplätzen hin- und herwechselt und ob er viel im Auto sitzt, meint der begeisterte Tramfahrer freudig: „Die Linie 27 verbindet auf direktem Weg das Pfarrhaus hier und das in Friedrichsfelde. In einer Dreiviertelstunde bin ich dort.“