Dynamik lokaler KirchenentwicklungSeelsorgekonferenz: Prozesse gestalten mit einer Vision

Am 30. April 2014 trafen sich über 160 Geistliche und Mitarbeitende im pastoralen Dienst zur diesjährigen Seelsorgekonferenz im Tagungszentrum der Katholischen Akademie. Regens Dr. Christian Hennecke und Frau Viecens aus dem Bistum Hildesheim referierten zum Thema: "Wie Glaube Raum gewinnt. Prozesse gestalten mit einer Vision". 

In Hildesheim versucht man bereits seit vielen Jahren, Erfahrungen aus der Weltkirche aufzunehmen und sie auf unsere Situation zu übertragen. Die Dynamik einer lokalen Kirchenentwicklung entsteht, wenn kleine christliche Gemeinschaften ihr Leben selbst gestalten und sich dabei als Teil einer großen Pfarrei verstehen, die sie mitgestalten wollen. Es entstehen Prozesse hin zu mehr Dezentralisierung und zu mehr Nähe zu den Menschen. Eine solche Kirchenentwicklung ist möglich, wenn wir uns von tradierten Kirchenbildern lösen und schauen, wie in anderen Teile der Welt Kirche ihren Sendungsauftrag versteht.

Gegenwart Gottes im Heute entdecken

Wie wir heute die Kirche erleben, hängt davon ab, welches Bild von ihr für uns leitend ist. Wir haben häufig einen Defizit-Blick, weil wir mehr die Verluste, als die Chancen sehen. Aus der Psychologie ist bekannt, dass es darauf ankommt, wie ich auf jemanden schaue. Wenn ich jemandem etwas zutraue, kann er auch wachsen und Großes vollbringen. Ich kann jemanden auch "kleinreden".  Wir erleben heute, wie sich eine bestimmte Form kirchlichen Lebens radikal verändert. Das Leben ist bunter und vielfältiger geworden. Der Glaube ist vielfach auf dem ersten Blick nicht mehr zu sehen.

Papst Franziskus fordert uns in seiner Enzyklika LUMEN FIDEI auf, 'die Stadt mit einem kontemplativen Blick anzuschauen und die Gegenwart Gottes in ihr zu entdecken'. Wollen wir der Verheißung Gottes trauen, dass der Glaube auch unter neuen Bedingungen zu finden ist? Für uns gilt dabei der Satz des Propheten Jesaja: 'Doch denkt nicht mehr an das, was früher geschah, schaut nicht mehr auf das, was längst vergangen ist' (43,18 ff). Für die Mitarbeitenden in der Seelsorge bedeutet ein solches Vertrauen in die Gegenwart Gottes eine erhebliche Entlastung und kann zur Freude am Dienst beitragen.

Kirchenentwicklung und Kirchenwachstum schafft Gott selbst. Da Neue sprießt auch bei uns auf, wir müssen es nur sehen und nicht am Alten messen. Auch heute ist die Zeit der Ernte, aber auch des genauen Hinschauens.

Anhand von fünf Kirchenbildern wurde in einem Dialog zwischen der Referentin, dem Referenten und den Teilnehmenden die Ungleichzeitigkeit unserer heutigen Situation diskutiert, Wachstumsschritte des Kircheseins und Veränderungen in den Rollen der Hauptamtlichen thematisiert:

 

  1. Bild: traditionelle Gemeinde - der Pfarrer steht erhöht auf einem Podest
  2. Bild: Pfarrer und Mitarbeiterin sind zentrale Figuren, über die alle Aktivitäten laufen
  3. Bild: Mehr Fragen als Selbstverständlichkeiten - aber die Menschen reden miteinander
  4. Bild: Christus ist hier zentral - die Menschen handeln aus ihren Gaben heraus
  5. Bild: Pfarrei als Gemeinschaft von Gemeinschaften, als Netzwerk , von Christus getragen

Unser Weg muss ein geistlicher sein

Auf der Konferenz wurde sehr deutlich, dass eine lokale Kirchenentwicklung vor allem Vertrauen benötigen: Vertrauen in den Weg zu einem mündigen Christsein in den Gemeinschaften kirchlichen Lebens; Vertrauen in eine gemeinsamen Vision von Wachstumsprozessen in der Welt von heute.

"Der Tag war sehr ermutigend", resümierte Kardinal Woelki, "weil deutlich geworden ist, das der Weg des Erzbistums nur gegangen werden kann, wenn er ein geistlicher Weg ist." Aus der Sendung heraus wächst die Gestalt von Kirche und nicht umgekehrt. In Hildesheim zitiert man deshalb gerne einen Satz aus der Weltkirche: "The local church is the hope for the world".