Erzbischöfe trafen sich erstmals mit Ministerpräsident SelleringBreite Themenpalette beim Spitzengespräch der Katholischen Kirche mit der Landesregierung

Erstmals sind die katholischen Erzbischöfe in Mecklenburg-Vorpommern mit der Landesregierung von Ministerpräsident Erwin Sellering zu Gesprächen zusammengetroffen. Auf Einladung des Erzbischofs von Berlin, Georg Kardinal Sterzinsky, und des Erzbischofs von Hamburg, Dr. Werner Thissen, sprachen beide Delegationen bei dem Spitzentreffen am Montagabend (18. Mai 2009) in Schwerin eine breite Palette von Themen an. Das Treffen war geprägt von einer konstruktiven Atmosphäre.

"Die Kirchen sind für die Landesregierung in vielen landespolitischen Fragen ein Gesprächspartner von großer Bedeutung. Deshalb ist mir der regelmäßige Austausch mit den Kirchen sehr wichtig", sagte Ministerpräsident Erwin Sellering im Anschluss an die Begegnung.

Beim Thema "Religionsunterricht" dankten die Erzbischöfe der Landesregierung für den selbstverständlichen Respekt der Rechtslage, die sich aus einem Vertrag zwischen Katholischer Kirche und dem Land ergibt. "Der Religionsunterricht ist wichtig zur Ausbildung der Urteilsfähigkeit nicht nur in der Gottesfrage, sondern auch für die Beurteilung sozialer und politischer Herausforderungen, einschließlich von politischem Extremismus", sagte Erzbischof Thissen.

Kardinal Sterzinsky sprach Ministerpräsident Sellering auf seine Äußerungen an, die DDR sei "kein totaler Unrechtstaat" gewesen, "in dem es nicht das kleinste bisschen Gutes gab." Diese Aussagen haben auch für Irritationen unter den Katholiken im Land gesorgt. "Mir geht es vor allem darum, wie wir heute miteinander umgehen. Es geht mir um mehr Respekt für die Ostdeutschen. Die DDR war kein Rechtsstaat. Es gab Willkür und Verfolgung. Aber Millionen Menschen haben unter schweren Bedingungen Anerkennenswertes geleistet. Es kann nicht sein, dass im vereinten Deutschland nur zählt, was aus der alten Bundesrepublik kommt", erläuterte Sellering seine Position.

Der Sonntagsschutz und die neue "Bäderregelung" wurden mit Hinweis auf das laufende Gerichtsverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Greifswald nur am Rande angeschnitten. Sozialministerin Schwesig und Justizministerin Kuder vereinbarten mit den beiden Erzbischöfen jährliche Gespräche ihrer Ministerien mit der Ständigen Beauftragten der Erzbischöfe, Schwester Cornelia Bührle RSCJ.

Die Kirchenvertreter dankten Ministerin Kuder für die inzwischen schon entstandenen Gottesdiensträume in den Gefängnissen des Landes. Die Ministerin verabredete mit dem Kardinal einen Pastoralbesuch in der JVA Stralsund.

An dem Spitzengespräch nahmen seitens der Landesregierung teil: Ministerpräsident Erwin Sellering sowie Minister Tesch (Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur), Ministerin Heike Polzin (Finanzministerium), Ministerin Uta-Maria Kuder (Justizministerium), Ministerin Manuela Schwesig (Ministerium für Soziales und Gesundheit) und die Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung Dr. Margret Seemann.

Die Erzbischöfe wurden begleitet von Weihbischof Norbert Werbs (Bischofsvikar im Erzbistums Hamburg mit Sitz in Schwerin), Propst Michael Pietrus (Propst des Erzbistums Berlin in Greifswald), der Ständigen Beauftragten der Erzbischöfe Schwester Cornelia Bührle sowie Domvikar Hansjörg Günther und Pfarrer Ansgar Thim als Vertreter der Generalvikare der Erzbistümer Berlin und Hamburg.