Wer jemals miterlebt hat, wie Weihbischof Wolfgang Weider einen Witz über die DDR zum Besten gab, der hat neben einem erstklassigen Anlass zu herzhaftem Lachen auch einen kurzen aber tiefen Blick in die Seele des Weihbischofs bekommen. Mit verschmitztem urberliner Charme und doch mit freundlichem, ein wenig zurückhaltendem Lächeln setzt er die Pointe, wie dies vielleicht nur einer kann, der selbst erlebt und erlitten hat.
Lieber Wolfgang,
am 21. Dezember 1957 wurdest du zum Priester geweiht und am 10. Februar 1982 von Papst Johannes Paul II zum Titularbischof von Uzita ernannt, das in der Antike eine Stadt in der römischen Provinz Africa war. Im tatsächlichen Leben der Gegenwart aber warst du einer ganz anderen Stadt verbunden: Berlin, der Stadt, in der du am 29. Oktober 1932 in Berlin-Karlshorst geboren wurdest, in der du als Priester und Seelsorger und schließlich als Weihbischof und Bischofsvikar gewirkt hast. In der Unterkirche der Kathedrale St. Hedwig zu Berlin, in der du die Bischofsweihe empfingst, kann man in einer Vitrine das Brustkreuz besichtigen, das du bis 1989 getragen hast. Auf dem Kreuz sind die Umrisse der beiden Teile zu sehen, in die die Stadt Berlin bis zur Deutschen Wiedervereinigung geteilt war. Im Gespräch weißt du Vieles zu berichten über die Situationen der Bedrängnis, über die Unsicherheiten in einem stets hellhörig auf der Lauer liegenden Regime und nicht zuletzt über den befremdlichen Wandel zwischen den Welten. Diese Stadt mit ihrer so wechselvollen Geschichte lag und liegt dir bis heute am Herzen, denn in dieser Stadt warst und bist du Seelsorger. Diese Stadt hast du durch die Zeiten begleitet und bis ins Kleinste kennen gelernt. Nennt man dir eine beliebige Adresse in Berlin, dann vermagst du nicht nur, sie geographisch zuzuordnen, sondern du weißt für gewöhnlich auch die Pfarrei, zu deren Gebiet sie gehört und natürlich kennst du auch den dortigen Pfarrer und kann etwas zu dessen Sorgen und Nöten erzählen. Schließlich hast du ja über lange Jahre die Personalverantwortung im Erzbistum getragen.
Nach der deutschen Wiedervereinigung und mit der Vereinigung der Deutschen Bischofskonferenz und der Berliner Bischofskonferenz wurdest du 1991 Mitglied der Liturgiekommission (V). Im Jahr 2001 bist du auch der Kommission für Ehe und Familie (XI) beigetreten. Beiden Kommissionen gehörtest du bis zum Ende deiner Amtszeit als Weihbischof von Berlin an. Die biographischen Begebenheiten führten für dich dazu, dass du im Jahr 2007 ein dreifaches Jubiläumsjahr begehen konntest. Neben deinem 75. Geburtstag galt es auch dein goldenes Priesterjubiläum und schließlich dein silbernes Bischofsjubiläum zu feiern. In Entsprechung zum Kirchenrecht hast du mit diesem Geburtstag Papst Benedikt deinen Rücktritt angeboten. Dieses Gesuch wurde angenommen unter der Maßgabe, noch bis zur Weihe des Nachfolgers das Amt weiterzuführen, so dass du am 19. April dieses Jahres emeritiert wurdest.
Für dein langjähriges Wirken, insbesondere für dein Engagement in den Gremien der Deutschen Bischofskonferenz, nicht zuletzt aber und besonders für dein christliches Zeugnis unter dem Wahlspruch "Quod dixerit vobis - facite" (Was er euch sagt, das tut!), sind wir dir, lieber Wolfgang zu tiefem Dank verpflichtet. Für die Zukunft und für dein weiteres Wirken wünschen wir dir Gottes Segen. Man wird nicht völlig falsch liegen, wenn man davon ausgeht, dass die Seelsorge dabei eine Rolle spielen wird und auch die Stadt Berlin.